Am heutigen Sonnabend wird an den Landungsbrücken mit sechs Livebands der Welt-Astra-Tag gefeiert, kostenlos und draußen.

Hamburg. Mal ehrlich: Wie kann Hamburg die schönste Stadt der Welt sein mit nur einer Handvoll lokaler Biersorten? Die Einwohner der Region Oberfranken, auch "Bierfranken" genannt, lachen sich bestimmt ins Fäustchen, wenn sie eine ihrer 200 Brauereien besuchen - die höchste Brauereidichte Deutschlands. Mehr als 200, ach, 500 Brauereien, die gab es in Hamburg auch mal - in Zeiten, als Klaus Störtebeker noch den Humpen stemmte. Gebraut mit Fleetwasser, mmh, das perlt aber.

Nicht nur Bierfranken behaupten, dass Hamburger Bier auch heute noch so schmeckt, als käme die Bracke der Fleete in den Bottich. Aber wie bei vielen Dingen, über die außerhalb der Stadtgrenzen die Nase gerümpft wird (Labskaus, Aalsuppe, Birnen, Bohnen und Speck), greift der Hanseat erst recht kräftig zu. Am besten mit einer zünftigen Feier und entsprechendem Programm. Gern Bier und Rock.

Nachdem im vergangenen Mai bereits das Holsten Brauereifest mit zwölf Bands auf dem Betriebsgelände an der Holstenstraße kesselte, ist am heutigen Sonnabend der Welt-Astra-Tag an der Reihe. Seit 1997 gedenkt man jedes Jahr feierlich der zwischenzeitlichen Rettung von Hamburgs Hausmarke mit dem Herzanker durch rettungstrinkende Hamburger Bürger, auch wenn Astra-Bier nun doch bei Holsten abgefüllt wird, das wiederum eine Tochter des dänischen Carlsberg-Konzerns ... na wie auch immer. Den 80 000 Besuchern, die heute zwischen den Landungsbrücken und dem Alten Elbtunnel erwartet werden, ist das auch nicht so wichtig.

+++ Viel Bier, viele Bands, viele Leute: viel Spaß +++

Schließlich wartet ein bundesweit komponierter Sechserpack von Newcomer-Bands und Chartsstürmern auf der Bühne an den Landungsbrücken, wo seit dem Abriss der Astra-Brauerei gerockt wird - kostenlos und draußen. Zu Beginn gibt es klassische skandinavische Singer-Songwriter-Kunst des Wahlhamburgers Tom Hugo (14.30 Uhr) aus Norwegen. Berlin entsendet die vier Newcomer von Quarter (16 Uhr), die zurzeit noch den letzten Schliff Rock-Pop an ihr kommendes erstes Album legen. Anschließend brodelt die Gerüchteküche beim energischen, britisch geprägten Indie-Rock von The Rumours (17.30 Uhr): Sind sie mit ihrer ersten Platte "From The Corner Into Your Ear" (2010) die neuen Kilians? Beide Bands stammen schließlich aus dem niederrheinischen Dinslaken.

Bereits etabliert sind die Bands und Künstler der zweiten Halbzeit. Die Killerpilze (19 Uhr) aus Dillingen an der Donau wurden ab 2005 als Ergänzungsprodukt zu Tokio Hotel aufgebaut, konnten die Erwartungen des Labels indes nicht erfüllen. Seit 2009 geht das Trio eigene Wege und ist nicht nur erwachsen, sondern richtig gut geworden. Dass das letzte, druckvolle Album "Ein bisschen Zeitgeist" (2011) unterging, ist schade, es kann sich hören lassen.

Losgelöst hat sich auch Daniel Wirtz (20.30 Uhr) aus Frankfurt. Zwar ist er immer noch Sänger von Sub7even, aber im Alleingang deutlich erfolgreicher. Statt englisch wie auf der erfolgreichen Sub7even-Single "Weatherman" (2000) geht Wirtz den direkten Weg und singt über die "Banalität der Dinge". Sein drittes Album "Akustik Voodoo" (2011) hält nicht nur, was es im Titel verspricht, sondern erreichte auch Platz 5 in den Albumcharts.

+++ Welt-Astra-Tag 2011: Sechs Bands für eine Knolle +++

Und nur wenige Tage nach dem Erscheinen von "Akustik Voodoo" zog Luxuslärm (22.15 Uhr) aus Iserlohn mit "Carousel" (Platz 6) nach: moderner deutscher Rock-Pop aus dem Sauerland, der mit eingängigen Liedern wie "Der beste Tag meines Lebens" oder "Ich beweg mich hier nicht weg" den Spuren von Juli oder Silbermond folgt. Natürlich mit Dame am Mikro, die bei Luxuslärm Janine Meyer heißt.

Mit Luxuslärm geht der Welt-Astra-Tag 2012 gegen Mitternacht zu Ende. Und mancher mag sich, wie es sich für ein Festival gehört, auch nach T-Shirts umschauen. Zu empfehlen wäre das offizielle Welt-Astra-Tag-Shirt, denn der Erlös der Hemden kommt dem St.-Pauli-Museum zugute. Dort, an der Davidstraße 17, wird die Kiez-Geschichte von Störtebekers Zeiten bis heute erzählt und bewahrt. Der lange Weg von Klaus, der Becher stürzte, über Hans (Albers), der in der Großen Freiheit Nr. 7 sein Bill-Bräu lenzte, bis heute und in die Zukunft.

Und wenn wir schon dabei sind: Nach einer Anlaufphase in Schwerin wird jetzt auch wieder Ratsherrn in den Hamburger Schanzen-Höfen gebraut. Kann man auch trinken. Und Platz für ein Rock-Festival wäre auf dem Gelände allemal ... Mal sehen, was die kommende Zeit trinkt.

Welt-Astra-Tag Sa 28.7., 13.00-24.00, Landungsbrücken (U/S Landungsbrücken), Eintritt frei; www.weltastratag.de