Beim 15. Geburtstag des Welt-Astra-Tages spielen Blumentopf, Mikroboy, D-A-D, Momofoko, I-Fire und Alpha Academy. Der Eintritt ist frei.

Landungsbrücken. "Wenn ich im Haus bin, dann wird dein Gehörgang zum Tanzboden, der Bücherwurm zum Tanzbären und Tonleitern zu Banknoten", rappte Blumentopf 1999. Eigenlob welkt nicht - zumindest im Hip-Hop. Das wusste die Truppe schon damals. Cajus, Holunder, Flo und Roger schaffen es seit fast 20 Jahren, Themen, die über den Rapper-Horizont eines 50 Cent hinausgehen, auf Papier und auf die Bühne zu bringen. DJ Sepalot, der Fünfte im Bunde, schmückt ihre Texte mit Beats und Melodien.

Mag das Quintett vor Jahren kaum jemand gekannt haben, hatte das spätestens mit ihren ARD-"Raportagen" zur vergangenen Fußball-Welt- und Europameisterschaft ein Ende. "Was wir erwartet haben, war ein enges Duell, aber was wir dann bekommen haben, war sensationell", kommentierten sie etwa 2010 das WM-Spiel Deutschland gegen Argentinien.

Beim 15. Geburtstag des Welt-Astra-Tages an diesem Sonnabend werden sie sich nicht auf die Einschätzungen von Kicks beschränken, sondern wieder über Gott und die Welt rappen. So wie Blumentopf aus der deutschen Hip-Hop-Szene, ist auch dieser Tag nicht mehr aus Hamburg wegzudenken. Seine Entstehung ist ein Stück Stadtgeschichte: Ende der 90er drohte die Astra-Brauerei geschlossen zu werden. Die Hamburger protestierten und retteten gemeinsam mit der Belegschaft ihre auf der Kippe stehende Knolle. Die Brauerei gehörte danach ein Jahr lang der Stadt Hamburg und ihren Bewohnern. Als Dank gab Astra ein kleines Brauhof-Fest mit ein paar Bands. Der Zuspruch und die Besucherzahlen waren so groß, dass "klein" zu "riesig", die Party zur Tradition und die Landungsbrücken zur neuen Bühne wurden. Eines hat sich dieser Hamburger Feiertag des Bieres jedoch bis heute beibehalten: Der Eintritt zu den Konzerten ist frei.

Den Auftakt macht in diesem Jahr Mikroboy mit Indie- und Elektro-Pop Berliner Prägung, auch wenn das Trio um Michael Ludes 2010 beim Bundesvision Song Contest für das Saarland angetreten war. Gemütlichen Reggae-Sound zum Mitwippen aus Bergedorf verbreiten I-Fire. "Bigger Better Hotter" heißt das neue Album der neunköpfigen Truppe.

Die nächsten an den Landungsbrücken sind die Schweden von Momofoko, deren Lieder irgendwo zwischen Indie-Pop, Dancehall und Rock pendeln und die Tanzböden Europas zum Knarren bringen. Es folgt die Alpha Academy mit emotionalem Alternative-Rock, bevor D-A-D (Jahr für Jahr Headliner in Roskilde) aus Dänemark zum Sonnenuntergang spielt. Danach, um 22.15 Uhr, sollten auch die Zuschauer in den hintersten Reihen warmgetanzt sein: Dann ist es Zeit für Blumentopf.

Im Vorjahr haben die Freisinger ihr jüngstes Album "Wir" herausgebracht, das zum Mitsingen und Nachgrölen, Lachen, Feiern und zwischendurch auch zum Nachdenken einlädt. Die Tracks sind schneller, die Beats stärker im Vordergrund, die Texte erwachsener. Experimente bayrischer Natur mit einer Blasmusikkapelle beim grandiosen "Fenster zum Berg" oder rockigen Gitarrenriffs bringen Abwechslung auf die Scheibe. Und was südlich des Weißbier-Äquators funktioniert, sollte auch an der Waterkant die Gemüter zum Schäumen bringen. Hoch die Becher, auf die Bands. Was dagegen?

Welt-Astra-Tag Sa 30.7., 13.00-24.00, St.-Pauli-Landungsbrücken (U/S Landungsbrücken), Eintritt frei; Infos: www.weltastratag.de