Die Komödie “Vatertag“ von Michi Riebl erzählt betont heiter vom Patchworkglück dreier Kinder, dreier Mütter und eines Herzensbrechers.

Männer haben es mitunter schwer. Mit dem Image und dem Selbstverständnis. Das ist in Zeiten, in denen Frauen Bundeskanzler werden, Ikea-Regale selbst zusammenschrauben und neben dem Kinderkriegen mehr als drei Wochenstunden ehrenamtlich arbeiten, keine neue Nachricht. Kein Wunder, dass sich Kino und Fernsehen vermehrt auf die Krise der Männer in den Vierzigern stürzen, auf Familienväter im Patchworkwahnsinn. Til Schweigers "Männerherzen"-Filme, Uwe Ochsenknecht, den das ZDF als Vollzeitdaddy an die "Wickelfront" schickte, und die bald anlaufende Kinokomödie "Vatertage", in der eine junge Frau ihren kindsköpfigen Vater 20 Jahre nach ihrer Zeugung zur Kasse bittet, suchen allesamt Lebensentwürfe jenseits des familiären Mainstreamglücks.

So auch der österreichische Fernsehbeitrag "Vatertag" (nicht zu verwechseln mit oben genanntem Film) von Regisseur Michi Riebl, der, wenn man so will, die verfilmte Antithese ist zum zuletzt heiß diskutierten Sachbuch "Die Patchworklüge" der Journalistin Melanie Mühl. Wir lügen uns die Katastrophe schön, lautete die Kernthese der Streitschrift, während "Vatertag" davon erzählt, dass chaotische Verhältnisse nicht zwangsläufig ein dominosteinhaftes Umkippen von Sicherheiten bedeuten, sondern ähnlich kuschelig sein können wie Vater, Mutter, Kind.

Der Film hat tolle Darsteller, eine Hauptfigur mit Welpencharme, einen heiteren Tonfall. Er funktioniert allerdings allein unter der Prämisse, dass Frauen blind, blöd oder beides zugleich sind. Zuschauer, die ihr Gehirn für diesen Fernsehabend im Flur bei den Mänteln lassen, werden sich wunderbar amüsieren bei der Geschichte, die bei bloßer Erwähnung des Wortes Logik in sich zusammenfällt wie ein Soufflé unter Zugluft und zusammengefasst so geht: Otto hat drei Kinder mit drei verschiedenen Frauen. Die Mütter wissen nichts voneinander und nichts von den Halbgeschwistern - sie sind, wie gesagt, nicht die hellsten Kerzen im Leuchter; es braucht schon eine Containerschiffladung an Hinweisen, sie auf die richtige Spur zu bringen. Die Kinder finden es prima bei Papa, denn der gründet nicht nur eine Band mit ihnen, er schneidet auch tolle Fratzen und ist insgesamt viel lockerer als die sitzen gelassenen Frauen, die sie mit heruntergezogenen Mundwinkeln zur Schule schleifen.

Otto ist kein schlechter Vater. Er hat bloß "kein Talent zum Ehemann", wie er das nennt. Alexander Pschill spielt ihn als leicht lädierten, zerknitterten Typen mit sonnigem Gemüt, der Probleme jeglicher Art mit einem "Schau'n mer mal" wegpustet. Es ist kein kompliziert ausgetüfteltes Betreuungssystem, das sich Otto gestrickt hat, vielmehr ein wackliges Lügengerüst, zusammengehalten von Kindermädchen Maria, Typ großbusige Ersatzomi, die den Kindern warmes Mittagessen mit hoher Nährstoffdichte auftischt. Als Maria zur mehrwöchigen Reha abreist, muss ein neuer Handlanger her. Otto findet ihn in dem schrammeligen Einzelgänger Josef (Simon Schwarz), der im Sanitätsfachgeschäft jobbt und keinerlei Interessen hat, sein hübsch langweiliges Leben zu verkomplizieren.

"Vatertag" ist eine Art öffentlich-rechtliche Softversion der bitterbösen Serie "Californication" um den Schriftsteller Hank Moody, gespielt von David Duchovny, der nicht mehr schreibt, aber um so mehr trinkt und Frauen abschleppt. In Wahrheit aber will er Frau und Kind zurück und träumt von einem Zuhause, in dem sich alle lieb haben. Familie ohne Stress - das ist auch Ottos Ziel, der mit Gefühlen zockt wie mit den Karten beim Kneipenpoker mit seinen Kumpels, der mit seinem verwuschelt-verwegenen Aussehen alle Frauen rumkriegt, aber langfristig keine behalten will. Wie durch Hexerei werden seine Lebensabschnittspartnerinnen alle irgendwann schwanger, und "Schwangere sind irgendwie komisch", sagt Otto.

Kinder aber sind toll. Ottos Kinder besonders. Wer ihn mit Julia, David und Pius beim Zoobesuch beobachtet, sieht drei Kinder und ein großes Kind mit Bart. Als eine der Ex-Frauen Otto schließlich auf die Schliche kommt und sämtliche Kinder auf Vater-Entzug gesetzt werden, fühlt sich Hallodri Otto "wie ein Fisch auf dem Mond".

Dass dieser Film von Fischen statt von Menschen erzählt, vom Leben auf dem Mond, glaubt auch der Zuschauer zwischendurch, wenn wieder eine lausige Ausrede wie ein nasser Lappen auf die Handlung klatscht. Andererseits: Immer wieder liest man Meldungen auf der vermischten Seite, hört nach Flüsterpostregeln verbreitete Geschichten von Männern, die jahrzehntelang den Vater für zwei Familien gespielt haben, die nichts voneinander ahnten. Familienglück ist eben eine weltanschaulich offene Angelegenheit. Das Gesicht zu dieser These ist das von Otto.

"Vatertag" heute, 20.15 Uhr, Arte