Unterwegs auf der Elbe: Dem Engelsaal gelingt mit “Klein Erna auf großer Hafenrundfahrt“ eine vergnügliche musikalische Hommage an Hamburg.

Hamburg. Dascha gediegen. Genau so stellt man sich Klein Erna vor: blonde Zöpfe, Haarschleife und ein freches Plappermaul. Hanna Goossens ist die kesse Göre, wie sie leibt und lebt, und gibt der Hamburger Deern doch etwas von den Kindern der Turnschuhgeneration. Ihre entzückende "Klein Erna auf großer Hafenrundfahrt" tobt im Engelsaal in Latzhosen und Sneakers über die Bühne. Der linke Schuh leuchtet froschgrün (Kostüme: Manuela Schröder); der rechte ist schmutzigrosa, wie es sich für ein manchmal unartiges Mädchen gehört. Die 24-jährige Schauspielerin und Tänzerin ist eine ideale Besetzung für den vorlauten Fratz und spielt sich ins Zentrum von Philip Lüsebrinks Inszenierung. Der Regisseur vertraut auf im Engelsaal bewährte Gags und im Dialekt sprechende Komikfiguren aus Berlin oder Dresden.

Selbst gute Witze geben noch kein passables Theaterstück ab. Darum bearbeitete Karl-Heinz Wellerdiek sein "Das große Klein-Erna-Buch" und gab den kurzen Dialogen mit Pointe einen dramaturgischen Rahmen mit der Hafenrundfahrt. Spielort ist das Deck der Barkasse "Seute Deern". Klein Erna kommt mit Mutter Puvogel (Ela Nitzsche) zu Käpt'n Kuddel an Bord, damit sie Hafen und Hamburg besser kennenlernt. Ben Kropp, mit Herbert Kauschka verantwortlich für die musikalischen Arrangements, schippert Spieler und Zuschauer durch den vergnüglichen Abend und begleitet deren (häufig gemeinsamen) Gesang auf dem Schifferklavier. Dem Publikum sind die meisten der Kinderlieder ("Drei Chinesen mit dem Kontrabass"), Wanderlieder ("Ein Mann, der sich Kolumbus nannte") sowie die Hamburg- und Seemannslieder gut bekannt. Es singt schon nach dem dritten Lied begeistert mit, und spätestens beim "Jung mit dem Tüdelband" den Refrain gemeinsam im Chor.

Stefan Linker kommt als Tourist (mit rutschendem Bart) an Bord, geht dann als Matrose Fiete Kuddel zur Hand. Kropps bäriger Käpt'n steuert ebenfalls Döntjes bei. Er, Linker und Nitzsche - sie singt als versnobte Konsulin Möller das Heidi-Kabel-Lied "Ich bin aus Hamburg-Blankenese" - übernehmen oft Witze, die eigentlich Erna erzählt, und spielen sie sketchartig aus.

Bei den musikalischen Einsätzen, der Intonation und dem Gesang geraten die Schauspieler schon mal mit dem Wellengang auf der Elbe ins Schlingern. Was tut's auch, dass sie zuweilen des Guten zu viel tun? Klein Erna reißt sie - und ebenso die Zuschauer - mit ihrem Spaß am Spielen, mit Radschlagen, Sprüchen und Tanzen mit.

"Klein Erna auf großer Hafenrundfahrt" 21.7, 15.00 u. 19.30, 22.7., 15.00, 26.7., 19.30, 29.7., 15.00, 4.8., 19.30, u. 5.8., 15.00, Karten unter T. 30 05 14 44; www.engelsaal.de

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