Lustige Abenteuer erlebt “Klein Erna auf großer Hafenrundfahrt“ in Karl-Heinz Wellerdieks neuem Singspiel

Engelsaal. Ein Tach is Klein Erna in Schreebergaaten, steht an'n Zaun und kuckt nach'n Nachbarn rüber, der mit'ner Karre voll Pferdemist vorbeikommt. Da fragt sie: "Was machst du damit, Onkel Kröger?" "Dat kommt auf die Erdbeern!" "Dascha gediegen", sacht Klein Erna, "wir tun da jümmers Schlachsahne auf!"

Der Klassiker unter den Klein-Erna-Witzen findet sich auch in Karl-Heinz Wellerdieks Sammlung. Der Engelsaal-Impresario hat "zweihundertzweiundzwanzich Döntjes" in seinem "Großen Klein-Erna-Buch" gesammelt und bringt nun das Hamburger Original auch auf die Bühne seines Operettentheaters in der schmucken Belle Etage am Valentinskamp. Er schickt in seinem Singspiel "Klein Erna auf großer Hafenrundfahrt" die echt plietsche Deern von den Landungsbrücken weg auf die Elbe. Philip Lüsebrink, der Engelsaal-Buffo vom Dienst, hat diesmal als Regisseur die Mütze des Barkassenführers auf, Hanna Goossens ist in der Titelrolle zu sehen.

Die freche vorlaute Göre sagt immer frisch von der Leber weg, was sie denkt. Klein Erna hat jedoch im Gegensatz zu anderen Hamburgensien, der Zitronenjette, dem Aalweber oder Hans Hummel, kein Vorbild in der Wirklichkeit. Durch Anekdoten und Witze nahm die Figur im letzten Jahrhundert Gestalt an, erwachte sozusagen durch den Volksmund zum Leben. Es gab Bücher, Schallplatten, auch Filme, darunter "Klein Erna auf dem Jungfernstieg", 1969 gedreht mit Heidi Kabel als Tante Frieda, Heinz Erhardt als Onkel Fritz, Edgar Bessen und Harald Juhnke.

Seit Wellerdiek in Hamburg lebt, und das sind an die gut 30 Jahre, sammelt er Hamburgensien, Witze und Anekdoten. Einige Originale - wie "Die Zitronenjette" oder die von ihm erfundene Figur Oma Kröger brachte er ebenfalls auf die Bühne. "Oma Krögers Bismarckhering" (nach dem ersten Band seiner Oma-Kröger-Trilogie) hat sich sogar zum Dauerbrenner entwickelt und ist immer ausverkauft.

Den Publikumserfolg erklärt sich der Autor, Sänger und Regisseur mit der Realitätsnähe der Figuren. "Sie sind aus dem Leben gegriffen. Das könnte die eigene Oma oder Tante, die kleine Nichte oder Nachbars Tochter sein." Der absurde Sprachwitz und der schwarze Humor bediene die Volksseele, sie kämen den Leuten entgegen, die "das Leben einfach nehmen, weil es so ist, wie es ist."

Wellerdiek hatte sein Publikum und in einer öffentlichen Aktion um Klein-Erna-Witze gebeten. Die Resonanz überraschte ihn: "Ich erhielt über 1000 Einsendungen und hatte für mein Buch die Qual der Wahl." Für das Bühnenstück verknüpfte er 60 Witze mit Gedichten, Geschichten und Volksliedern. "Durch die Idee mit der Hafenrundfahrt bekommt die Revue einen roten Handlungsfaden und szenischen Rahmen." Maritime Lieder wie "Heut geht es an Bord", "Hamburger Veermaster" oder "Hamburg ist ein schönes Städtchen" arrangierten Herbert Kauschka und Ben Kropp. Als Kapitän der Barkasse "Seute Deern" schippert Kropp durch den Abend und begleitet ihn auch auf dem Schifferklavier.

Noch ein Klein-Erna-Witz als Vorgeschmack gefällig? Inne Schule sacht der Deutschlehrer: "Wer kann mir einen Satz mit 'einfältig' sagen? Nach'ne Zeit meldet sich Klein Erna un sacht: "Ich weiß ein: Du hast zwei Tropfen an die Nase, ein fällt dich gleich runter!"

"Klein Erna auf großer Hafenrundfahrt" Do 19.7., 19.30, Engelsaal (U Gänsemarkt), Valentinskamp 40, Karten zu 18,- bis 32,- (Vvk) und 20,- bis 35,- (Ak) unter T. 300 51 444; www.engelsaal.de ; "Das große Klein-Erna-Buch" ist auf Missingsch und op Platt erhältlich, 122 S. und kostet 11,95 Euro

Entdecken Sie Top-Adressen in Ihrer Umgebung: Theater in Hamburg-Neustadt