Im Internat musste Kai John jede Menge Spott ertragen: über die Deutschen und den Zweiten Weltkrieg. Dieses Internat lag im englischen Reading, und es war einst gegründet worden für die Kinder der Offiziere, die Hitler-Deutschland besiegten.

Da brauchte sich John, heute 36, also nicht zu wundern.

Tat er auch nicht. Vielmehr genoss er seine englischen Jahre. Er fand viele Freunde, wurde für seinen Mut durchzuhalten belohnt. Dies widerfährt ihm dieser Tage wieder: Denn es war ja auch ein Wagnis, als Fachfremder urplötzlich einen Verlag zu gründen. Das hat John, der in Hamburg geboren wurde, an der Ostsee aufwuchs und in München bei einem großen Versicherungskonzern arbeitet, deshalb getan, weil er ein einziges Buch unbedingt veröffentlichen wollte: den US-Klassiker "Atlas Shrugged" von Ayn Rand, ein euphorisches Plädoyer für den Kapitalismus. Auf Deutsch heißt es "Der Streik". Ein Buch vielleicht nicht nur für Macher und Unternehmer. Und ganz sicher eines, das Johns Weltsicht geprägt hat. "Ein Freund in Oxford empfahl es mir."

Er mache keine unüberlegten Sachen, sagt der Selfmade-Verleger. Und deshalb glaubt er, dass "Der Streik", der seit fünf Jahrzehnten in Übersee ein Bestseller ist, auch hier seine Leser findet.