In der komödiantischen Midlife-Crisis-Revue “Mann o Mann“ geht's bis Ende August im St. Pauli-Theater um Beziehungsstress und Haarausfall.

St.-Pauli-Theater. Diese Fortsetzung musste kommen wie das Amen in der Kirche. Der Erfolg von "Heiße Zeiten" hat sie quasi unumgänglich gemacht. 200 000 verkaufte Tickets! Da muss ein Theatermacher ja einfach in Wiederholungszwang geraten.

Zum Glück ist die neue Revue kein lauer Aufguss, so viel lässt sich nach dem Probenbesuch schon sagen, sondern eher eine Art Spiegelbild der ersten Show. Ließen sich in "Heiße Zeiten" vier Frauen über die unerfreulichen Begleiterscheinungen ihrer Wechseljahre aus - Orangenhaut, Krampfadern, Heulattacken etc. - , so geht's in "Mann o Mann" um Haarausfall, Erektionsprobleme und Geliebte, die als "Mäuschen" firmieren, kurz: um die Midlife-Crisis des Mannes. Mit dem Unterschied, dass man sich nicht in der Abflughalle eines Flughafens trifft, sondern auf dem Jakobsweg. Also gewissermaßen in der Pampa.

+++ Wild auf Sylt: Loeffler-Liederabend ist hitverdächtig +++

Das aktuelle Quartett besteht aus einem pedantischen Softi (Max Gertsch), einem gestressten Bauunternehmer (Stephan Schill), einem vermeintlichen Lebenskünstler (Alexander Wipprecht) und dem türkischen Gemüseverkäufer Haluk (Stefan Gossler), der sich um alles kümmert. Das sind vier Männer, die auf den ersten Blick nicht viel gemein haben, irgendwie aber doch archetypisch sind, so, wie sie sich voreinander aufplustern.

Auch dieses Stück ist wieder eine Gemeinschaftsarbeit von Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz, die zugeben, dass die angeschlagene Tonart dieses Mal etwas ruppiger ist. "Naturgemäß", wie sie sagen. Das bezieht sich vermutlich auf anzügliche Bemerkungen wie: "Ich halt 'ne Menge von der Frauenbewegung, nur rhythmisch muss sie sein." Das gemischte Doppel Blomberg und Arenz geht davon aus, dass auch jetzt wieder vorwiegend Frauen das St.-Pauli-Theater stürmen werden. Das sagt ihnen ihr Bauchgefühl und natürlich die Erfahrung, dass Frauen im Umgang mit ihren Gefühlen viel furchtloser sind als Männer.

Dass sie die Männer beim Schreiben mehr geschont hätten als die Frauen, glauben die beiden nicht. Erstens sei ihnen das Problem der mangelnden Distanz bewusst gewesen, sagen Blomberg und Arenz, und zweitens gebe es ja Katja Wolff. Die Regisseurin.

Die hat, wie vor ihr Gerburg Jahnke, dem Affen kräftig Zucker gegeben. Nach dem Motto: "Wir wollen, dass die Frauen sagen: 'Genau', 'Kenn ich', 'Weiß ich'." Die Songs sind natürlich wieder die halbe Miete. Dieses Mal haben sich Blomberg, Arenz und ihr Arrangeur Carsten Gerlitz für ihre Kontrafakturen neben Hits von Harry Belafonte, Cat Stevens und den Beach Boys auch deutsche Volkslieder vorgeknöpft. Das gibt der Sache eine ganz besondere Note. Katja Wolff hält das Tempo hoch, und den vier Protagonisten sieht man den Spaß an, egal ob sie singen, tanzen, kalauern oder traurig-komische Bekenntnisse zum Besten geben ("Ich trinke nur, damit ich nicht wieder anfange zu rauchen!") Bei den Proben musste der eine oder andere noch um Contenance ringen.

Wenn es der erwartete Erfolg wird, sind weitere Fortsetzungen nicht ausgeschlossen. Themen, meint Tilman Blomberg, gebe es genug. Jetzt sehnt sich der Hamburger allerdings erst einmal danach, ein richtiges Stück zu schreiben. Das, sagt er allen Ernstes, sei viel leichter, als eine Revue auf die Beine zu stellen.

"Mann o Mann" heute 20.00 Premiere, bis 26.8. täglich außer Mo jew. 20.00, St.-Pauli-Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 18,90 bis 45,90 unter der Abendblatt-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98