Heute lässt das Haus an der Rothenbaumchaussee seine Besucher umsonst rein - auch in die Afrika-Ausstellung, die bald schließt

Rotherbaum. Mit einem Dankeschön an die Hamburger beschließt das Museum für Völkerkunde das Ausstellungsjahr: Am letzten Öffnungstag gibt es heute einen Tag der offenen Tür, nicht nur mit freiem Eintritt für die Dauer- und Sonderausstellungen, sondern auch einem bunten Programm, das von Sonderführungen und Lesungen bis hin zu Bastelangeboten und Stockbrot für Kinder reicht.

Mit mehr als 127 000 Besuchern, 15 000 mehr als im Vorjahr, erzielte das Museum an der Rothenbaumchaussee 2011 ein recht gutes Ergebnis. Trotz der Umbauarbeiten und enger finanzieller Spielräume organisierte das Museum wieder eine Reihe außergewöhnlicher Ausstellungen. Neben der großen Nomadenschau unter dem Titel "Brisante Begegnungen" haben die Besucher heute noch die Chance, sich eine Ausstellung über das Leben von afrikanischen Migranten anzusehen, die nur noch bis zum 15. Januar läuft.

"Afrikaner in Hamburg. Eine Begegnung mit kultureller Vielfalt" ist vor allem eine Selbstdarstellung von Hamburgern mit afrikanischen Wurzeln. Konzipiert und gestaltet wurde sie zwar von den Experten des Museums, die sich aber von in Hamburg lebenden Afrikanern beraten ließen.

Anschaulich, bunt und sinnlich ist die Schau im großen Ausstellungsraum gleich linkerhand der Eingangshalle. Mitten in Raum ist ein typischer Afroshop aufgebaut, mit Lebensmitteln, Haarpflegeprodukten und anderen Waren, die für Menschen aus Afrika auch in der neuen Heimat unverzichtbar sind. Gleich nebenan findet man einen Telefon- und Internetshop mit sechs abgeteilten Fernsprechkabinen. Dort können die Besucher vorgegebene Nummern in vielen verschiedenen afrikanischen Ländern wählen und dann per Band Gespräche in den jeweiligen Sprachen hören. Wer Senegal anruft, kann zum Beispiel Wolof oder Mandingo hören, unter der Kenia-Nummer spricht eine Stimme Luo, unter Ghana eine andere Twi.

Religion, Sport und Kunst sind ebenso Themen wie ein Bereich, der Schattenwelten genannt wird. Hier geht es um die dunklen Seiten, von denen das Leben vieler Migranten ebenfalls betroffen ist. Etwa das Aufenthaltsrecht. Hier berichten zum Beispiel Menschen über ihr Schicksal, die zunächst illegal in Hamburg gelebt haben.

Einen Rassismusschwerpunkt findet man in der Ausstellung dagegen nicht. "Natürlich machen Afrikaner in Hamburg auch Erfahrungen mit rassistischem Verhalten, aber die Mitglieder der Supervisionsgruppe wollten nicht, dass dies in den Vordergrund gestellt wird. Sie wollten hier nicht als Opfer in Erscheinung treten, sondern als Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und eine Vielfalt von Kultur hervorbringen", sagt die Ethnologin Julia Dombrowski, die das Veranstaltungsprogramm des Museums leitet.

Ein eigener Schwerpunkt ist auch der Geschichte gewidmet, hier wird einerseits an die Handelsbeziehungen erinnert, die Hamburg schon seit dem 19. Jahrhundert mit Afrika unterhält, aber auch an das von der Kolonialzeit geprägte Menschenbild. So gab es noch bis in die frühen 1930er-Jahre in Hagenbecks Tierpark sogenannte Völkerschauen, in denen mit pseudowissenschaftlichem Anstrich auch Menschen aus Afrika zur Schau gestellt wurden.

Dominiert wird die Ausstellung jedoch durch die vielen Facetten des Alltags der etwa 15 000 Menschen schwarzafrikanischen Ursprungs, die heute in Hamburg leben.

Wie feiern christliche Ghanaer ihre Gospelgottesdienste? Wie sieht eine Moschee für Moslems aus Westafrika aus? Warum legen Afrikanerinnen so viel Wert auf ihre Frisur? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt die Ausstellung, die zeigt, dass Afrikaner nicht nur singen und tanzen, sondern völlig normalen Berufen nachgehen und auch als IT-Administratoren oder Programmierer erfolgreich sind.

"Es ging uns darum, Klischees zu überwinden und Einblicke in Lebenswelten zu geben, zu denen viele Menschen normalerweise keinen Zugang haben", sagt Julia Dombrowski. Die Ethnologin ist froh darüber, dass die Ausstellung schon viele interessierte Besucher gefunden hat und immer wieder neue Begegnungen ermöglicht.

Tag der offenen Tür heute 10.00-18.00 Museum für Völkerkunde (U Hallerstraße, Bus 34), Rothenbaumchaussee 64, Eintritt frei; www.voelkerkundemuseum.com