Der Regisseur Detlev Buck über schwierige Geburtstagsmomente, seine neue Kino-Komödie “Rubbeldiekatz“ und Dreharbeiten in 3-D.

In seinem 50. Lebensjahr scheint Detlev Buck von einer Midlife-Crisis weit entfernt. Morgen startet die romantische Komödie "Rubbeldiekatz" im Kino, dabei steckt er schon mitten im nächsten Projekt: "Die Vermessung der Welt" nach dem Roman von Daniel Kehlmann. Zwischendurch hat er mal kurz die Werbespot-Reihe "Das Beste am Norden" für den NDR gedreht. Detlef Buck sitzt am Tisch seiner Hamburger Werbefilmfirma. Auf dem Tisch steht ein Adventskranz, der nur aus Tannenzapfen besteht. Oben drauf vier Kerzen und ein ausgestopftes Eichhörnchen. Er trägt Schal und Mütze, denn das Wetter ist mies. Aber eigentlich nur draußen.

+++ Rubbeldiekatz-Premiere in Hamburg +++
+++ Buck holt die Stars nach Hamburg +++

Hamburger Abendblatt: Sie haben am 1. Dezember im ausverkauften Cinemaxx die Hamburg-Premiere von "Rubbeldiekatz" gefeiert. Das war zugleich Ihr 49. Geburtstag. Ganz schön große Feier mit knapp 1000 Gästen.

Detlev Buck: Die haben das ja Gott sei Dank nicht gewusst. Ich hatte schon Angst, ich bekomme noch ein Ständchen. Mit Geburtstagen und Premieren kann ich nicht so gut umgehen. Mich stört es, wenn es so viele Menschen gut mit mir meinen. Man reagiert dann leicht zu oberflächlich. Man sagt etwas, aber es ist nicht das Richtige. Dann fragen die anderen wieder: Kannst du dich nicht mal freuen?

Wie war Ihr schönster Geburtstag?

Buck: Es war an der polnischen Grenze. Ich war auf dem Weg nach Lodz zu einem Festival. Und plötzlich sagt der Zöllner in gebrochenem Deutsch, nachdem er meinen Personalausweis gesehen hatte: "Herzlichen Glückwunsch!" Das fand ich super. Ich mag es nicht, wenn man so viel Gedöns macht.

Matthias Schweighöfer löst in "Rubbeldiekatz" Kreischalarm bei den Teenagern aus. Freut Sie das?

Buck: Ach, das kenne ich doch schon von "Männerpension". Damals war es wegen Til Schweiger, bei mir wurde nie so gekreischt. Aber Matthias mag das, und das Kinogeschäft ist darauf angewiesen. Nur über Inhalte lockt man die Leute nicht ins Kino.

Nach den Dramen "Same Same But Different" und "Knallhart" sowie dem Kinderfilm "Hände weg von Mississippi" ist "Rubbeldiekatz" mal wieder eine Komödie. War das unvermeidlich?

Buck: So denke ich nicht. Der Inhalt gibt die Form vor. Leiden zu erzeugen ist definitiv leichter als Lachen. Der Tod findet bei mir immer statt. Das hat wohl auch mit dem Alter zu tun.

Mit fast 50 Jahren nehmen sich andere ihre Midlife-Crisis. Und Sie?

Buck: Die hatte ich schon vorher. In den Gesellschaftsblättern sehe ich immer das Alter in Klammern hinter dem Namen. Durch diese ständigen Querverweise kommen die Leute in eine Art Altershysterie. Die versuche ich zu vermeiden. Ich habe aber großen Respekt davor, dass man sich im zunehmenden Alter Krankheiten einfangen kann. Noch spiele ich Fußball, merke aber schon, dass ich nicht mehr so schnell runterkomme, wenn ich im Tor stehe.

In Ihrem neuen Film "Die Vermessung der Welt" haben Sie es gleich mit zwei historischen Biografien zu tun, die von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Der Film kommt in 3-D ins Kino. Warum?

Buck: Wir haben lange am Drehbuch gearbeitet. Daniel Kehlmann hat es dann noch einmal durchgeschüttelt. Danach benutzte jemand den Ausdruck: "Das ist ja kongenial." Ich möchte aber nicht der Regisseur sein, der das kongeniale Drehbuch versaut. Deshalb habe ich gesagt: Es wird dreidimensional. Damit gebe ich den sogenannten "dramaturgischen Auskennern" mal eine Nuss zu knacken. Und es geht ja auch inhaltlich um Forschung. So unter Spannung gedreht habe ich noch nie.

Verändert sich das Regieführen mit der neuen Technik?

Buck: Ein Film bleibt ein Film. Man muss in der Bildgestaltung einiges bedenken. Aber ab einer Entfernung von 120 Metern wird 3-D auch wieder zweidimensional. So funktioniert die Wahrnehmung. Man darf nicht so viel Angst haben. Angst macht blöde.

Sie sind Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Produzent, außerdem Vater von drei Töchtern im Alter von zehn, zwölf und 24 Jahren. Was denken die über den Beruf ihres Vaters?

Buck: Eine meiner Töchter war im Casting für die junge Johanna Gauß in "Die Vermessung der Welt" und hat es gut gemacht. Aber danach hat sie gesagt: "Ich muss mit dir sprechen. Ich möchte die Rolle nicht spielen." Warum? "Weil ich es nicht möchte." Meine andere Tochter hat gesagt, für das Schauspielern müsse man ein besonders großes Ego haben. Sie sei sich nicht sicher, ob sie das wolle. Da habe ich gemerkt, dass sie ihre sieben Sinne zusammenhaben - und bin stolz.

Können Sie sich als gelernter Landwirt den Erfolg der TV-Sendung "Bauer sucht Frau" erklären?

Buck: Nein. Ich habe sie nie gesehen, nur davon gehört. Aber der Beruf hat sich so weit verändert, dass man wohl nur Klischees zeigt, die man bedienen möchte. Aber vielleicht gehören die zum Erfolg, sonst würde man sie ja nicht wiedererkennen. Schadenfreude gehört zur Komik dazu, weil man erleichtert erkennt, dass man selbst nicht in der Situation steckt.

Sie drehen für den NDR die Spots "Das Beste am Norden". Zieht sich das Komödiantische in die Region zurück?

Buck: In Süddeutschland kann man das beobachten, man denke nur an die Filme von Marcus H. Rosenmüller. In Norddeutschland nicht. Bei den NDR-Spots, von denen wir 40 Stück gedreht haben, geht es manchmal sogar etwas zu kleinkariert zu. Da wird dann aufgerechnet: Dies ist Niedersachsen, das Hamburg, wir müssen auch mal wieder Schleswig-Holstein ins Bild setzen. Dabei geht es doch um Norddeutschland. Da ist es wie mit Europa: Wenn das Kleinkarierte überwiegt, wird es gefährlich für das große Ganze.