Vom stillen Hafen singt manch kleines Lied;

Hafen der Weltstadt, bist du jemals still?

O großer Braus der Unruhe, wenn schrill

Werktags die Dampfbootschwärme, Fähren, Schlepper, Jollen

Signale kreischend durchs Sprühwasser tollen,

Rauchwolken durchs Gestarr der Maste rollen,

durchs Möwengetümmel und Schlot und Spriet.

Fremder, dann stehst du zuerst wie irr,

spürst nicht das Werk, das da wachsen mag,

nicht von den Werften herüber den Takt im Hammerschlag,

nur das Gekrach und Gerassel, Geklirr, Geschwirr,

und ziellos fragt dein Blick ins Gewirr:

wird je auf Erden noch Feiertag? ...

Sieh dort; der schlichte Mann in der Barkasse,

die unscheinbar vom wimmelnden Kai abschwenkt,

der ordnet dir die lärmende Masse.

Ihm dankt im stillen jede Speichergasse;

Ein Schiffsherr ists, der viele Schiffe lenkt ...

Richard Dehmel, 1913