Halleluja: Für einen guten Zweck liest Sänger Udo Lindenberg seine sehr individuelle Version der Weihnachtsgeschichte auf Buch und CD.

Hamburg. "Letzte Nacht um viertel vor vier, da hatte ich eine Erscheinung. Plötzlich stand ein Engel in der Tür. Und er sagt: Guten Tag, du bist auserkoren, die Welt braucht einen neuen Messias." Udo Lindenberg hatte wohl leicht einen im Kahn, damals 1973. Aber er machte einen Song aus seiner Vision: "Du heißt jetzt Jeremias", zu finden auf seinem dritten Album "Alles klar auf der Andrea Doria". Und vielleicht war sogar etwas dran an diesem Auftrag des Herrn, denn mit dieser Platte ging es für Udo und sein Panikorchester sehr steil nach oben.

Dass der "Astronaut" einige Zeit recht flügellahm war, leckgeschlagen wie die "Andrea Doria" und mit mächtigem Druck auf den Schotten, das gehört zur überlieferten Passion von Udo Jeremias. Aber am Ende wurde alles gut: "Stark wie zwei" (2008) und "MTV Unplugged" (2011) beriefen das bewegliche Bar-Inventar des Hotels Atlantic spät an die Spitze der Charts.

+++ Udo Lindenberg zurück an der Spitze der Charts +++

Eine gute Gelegenheit, sich an den alten Auftrag von 1973 zu erinnern: "Ich weiß auch noch nicht so genau, was man da macht, aber irgendwie kriegen wir das schon hin - Halleluja, Halleluja!" Weihnachten nahte, und Udo erinnerte sich an Lukas und Matthäus, die auch in den 70er-Jahren (wenn auch des ersten Jahrhunderts) frohe Botschaften verkündeten: die Weihnachtsgeschichte, Christi Geburt, die Weisen aus dem Morgenland. Besinnlich, aber auch spannend - Herodes! - wie ein Krimi.

Diese Kunde wird jetzt auch vom Panik-Präsidenten weiterverbreitet: "Udo Lindenberg liest die Weihnachtsgeschichte nach Udo", heißt das Buch inklusive Hörbuch-CD, die jetzt im Handel erhältlich ist. Initiiert, produziert und begleitet von Gottfried Böttger (Klavier) sowie Jurek Jerzy Lamorski (Akkordeon) und Marc Breitfelder (Mundharmonika) nuschelt sich Udo durch sein eigenes, in den 70ern geschriebenes, aber erst jetzt aufgenommenes Evangelium. Das natürlich anders klingt als die Bibel-Übersetzung des ehrenwerten Herrn Doktor Martin Luther aus Eisleben.

"Maria und Josef waren schon 'ne Weile verlobt, da sagte Maria eines Tages: 'Du, Josef, ich weiß auch nicht so genau und wieso, aber ich glaube, ich bin jetzt doch 'n bisschen schwanger. Was machen wir denn jetzt?' Das war so im Juni", heißt es in Udo 1,1. Josef ist mäßig begeistert: "Mit wem hat die sich denn hinter meinem Rücken eingelassen, was is 'n da gelaufen?" Aber ein Engel klärt die Lage: "Die Sache mit deiner Braut geht in Ordnung. Das war kein Hausfreund, das war der Heilige Geist persönlich. Also heirate mal die Maria, und nenn das Kind Jesus. Alles klar? Okay. Tschüs."

Sehr salopp, nicht wahr? Aber mitnichten blasphemisch, denn fürchtet euch nicht, die Botschaft bleibt die gleiche. Die Volkszählung ("Ja, Scheißbürokraten"), der Stall in Bethlehem, die braven Hirten und die Weisen aus dem Morgenland, ("Hobbyastronomen"), Friede und Freude - am Ende folgt aber noch ein kritischer Ausblick auf die heutigen lamettabehangenen "Alibi-Abholer einmal im Jahr", die vergessen haben, warum wir Weihnachten überhaupt feiern.

Auf 44 mit Sakralkunst der Hamburger Kirchen und Museen illustrierten Seiten kann man Udos Evangelium sowie Auszüge von Lukas und Matthäus nachlesen. Aber um Udos nasal-leiernden Slang authentisch wiederzugeben, sollte der Vorleser bis nach dem Festschmaus und entsprechenden "Verteilern" warten. Oder die beigelegte CD einlegen, die Udo eingesprochen hat. Allerdings sind die darauf ebenfalls zu hörenden, sehr freien und instrumentalen Honky-Tonk-, Jazz- (sprich: Iatz) und Seemannsversionen von "O du fröhliche" oder "Stille Nacht" mit Sicherheit nicht jedermanns Sache.

Dafür tut Udos Weihnachtsgeschichte aber ein gutes Werk: Ein Drittel des Erlöses unterstützt den Kauf einer konzertfähigen Pfeifenorgel für die St.-Ansgar-Kirche, Hamburgs Kleinen Michel. Gemeindereferent Norbert Wieh, der Text und Bebilderung übernahm, freut sich sehr: "Hier wird die Geschichte mal aus Sicht Josefs erzählt. Und trotz aller Kritik einfühlsam, wohlwollend und nicht veräppelnd."

Oder um es mit Udo Lindenberg zu sagen: "Ihr wolltet doch schon immer einen Erlöser, so einen richtig guten Typen, der für alles zuständig ist, euch die Sünden abnimmt, einen, der vom Himmel kommt und hier endlich mal Frieden schafft", spricht der Engel zu den frierenden ("Scheißkalt ist das heute") Hirten. "Seht ihr, jetzt habt ihr einen." Das sollten wir am 24. Dezember fröhlich feiern - Halleluja!

Udo Lindenberg liest die Weihnachtsgeschichte nach Udo, Buch-CD (Gütersloher Verlagshaus) ab sofort zu 9,99 im Handel; www.udo-lindenberg.de ; www.kleiner-michel.de