Die Söhne Mannheims gaben in der O2 World ein ebenso langes wie langweiliges Konzert. Technisch überzeugend, künstlerisch uninspiriert.

Hamburg. Am Dienstag lagen Licht und Schatten nah beieinander. Während einige Meter weiter die deutsche Fußballnationalmannschaft eine Glanzvorstellung ablieferte, versank die O2 World im Mittelmaß. Nicht, was die Besucherzahl oder die Konzertdauer angeht. Mehr als 11 000 Fans freuten sich lautstark über einen mit 140 Minuten großzügig bemessenen Auftritt der Söhne Mannheims.

Musikalisch hingegen war - genau wie im Stadion - Holland in Not. Zwar standen bis zu 14 (!) Musiker gleichzeitig auf der Bühne, die beileibe nicht die Schlechtesten ihrer Zunft sind. Doch das Potenzial, das eine solche Massenzusammenkunft bietet, haben sie in keiner Weise ausgeschöpft. Was hätte man mit zwei Schlagzeugen, mit Gitarren, Bass, DJ, Keyboards, zwei Rappern und vier Sängern für eine furiose Klangwand aufmörteln können. Doch stattdessen blieb es beim akustischen Gartenmäuerchen.

Die Songs waberten vor sich hin: ein bisschen Pop hier, ein wenig Softrock da, eine Prise Hip-Hop und ein Quäntchen Reggae. Wie zum optischen Ausgleich ragte hinter Naidoo und seinen 13 Jüngern ein überdimensionales weißes Kreuz bis kurz unter die Decke. Wohl auch als Erinnerung daran, dass dort nicht einfach bloß Pop gespielt wurde, sondern Pop mit Sendungsbewusstsein. "Geh davon aus", "Barrikaden von Eden", "Freiheit", "Das hat die Welt noch nicht gesehen"; das Pathos schwappte in hohen Wellen durch den Raum. Auch die wohl ebenfalls inhaltsschwanger gemeinten Kostümierungen in Smokings - die Tour heißt "Casino BRD" - und in orangenen Gefangenen-Overalls wirkten allenfalls bemüht.

Aber im Song "Hier kommen die Söhne" heißt es ja auch: "Wir haben uns die größte Mühe gegeben."