Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

"Spiegel Online" wusste es bereits am Freitag: "Huch, wo ist denn unser Anspruch hin", titelte das Nachrichtenportal. Die Zeile bezieht sich auf das neue durchformatisierte Programmschema von Arte, das befürchten lässt, dass es für Sperriges, für das es auf ARD und ZDF längst keine Sendeplätze mehr gibt, auch bei dem Kulturkanal eng wird. Dazu präsentierte der Online-Dienst Zitate aus einem internen Arte-Papier. Darin steht, am Sonntagnachmittag müsse der Musikinhalt "bei mindestens 50 Prozent liegen". Und an anderer Stelle heißt es: "Soziologische, politische und wirtschaftliche Analysen sind ebenso wenig gefragt wie reine Beobachtungen."

Die Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen, sagten die Arte-Offiziellen gestern. Mag sein. Aber schon seit Längerem beobachtet der Geschäftsführer der Dokumentarfilmervereinigung AG DOK, Thomas Frickel, dass Angehörige seiner Zunft immer seltener Anspruchsvolles bei Arte unterbringen können. Wer ihn kennt, weiß, dass er nicht der Querulant ist, als den ihn die Arte-Gewaltigen gern darstellen.

Man muss aber auch so fair sein und abwarten, was der Kultursender künftig tatsächlich im Programm hat. Noch ist das neue Senderschema ja nicht in Kraft. Aber passen formatierte Programme und Anspruch zusammen? Zumindest lässt sich nicht unbedingt behaupten, dass die Einführung des Formatradios zu einem Qualitätssprung im Hörfunk geführt hätte.