Hamburg. Als Arte gestern Vormittag in einem Hamburger Hotel sein Programm vorstellte, war es wie in den Vorjahren und doch ganz anders. Der Zusammenschnitt der Programmhöhepunkte des kommenden Jahres machte deutlich, dass der deutsch-französische Kanal wohl auch künftig das interessanteste Programm im deutschen Fernsehen zeigen wird: Es wird einen verstörenden Zeichentrickfilm über junge Leute im Iran geben, ein Doku-Drama anlässlich des 300. Geburtstags von Friedrich dem Großen mit Katharina Thalbach in der Rolle des Preußenkönigs, den lange Jahre verbotenen Spielfilm "Sonnensucher" des DDR-Filmemachers Konrad Wolf, in dem es um den Uranbergbau im Erzgebirge geht, eine Dokumentation über Mädchengangs in Los Angeles, und, und, und ...

Zu vernehmen waren aber auch Töne, die man bei Arte-Programmpressekonferenzen sonst so nicht hört. Man wolle "Kultur demokratisieren", sagte Arte-Präsidentin Véronique Cayla salbungsvoll, "damit alle Zuschauerschichten teilhaben können". Inhalte sollten einem "breiten Publikum zugänglich" gemacht werden. Zu Deutsch: Arte, das hierzulande auf einen Marktanteil von 0,8 Prozent kommt, will mehr Zuschauer. Erreichen soll die ein neues, komplett durchformatisiertes Programmschema: Von Montag bis Freitag wird Arte in der Zeit von 8 bis 20.15 Uhr künftig immer dieselben Formate zeigen. Das Programm beginnt mit Musik am Morgen und endet mit der Sendung "Arte Entdeckung" kurz vor der Primetime. Der horizontalen Formatierung am Tag entspricht die vertikale Formatierung des Abendprogramms: Der Montag gehört künftig dem klassischen Kino, der Dienstag journalistischen Themen, der Mittwoch Dokumentationen, der Donnerstag Serien, der Freitag TV-Filmen, der Sonnabend der Popkultur und der Sonntag besonderen Programmschwerpunkten. Ob der Zuschauer das honoriert? Viel Platz für Überraschendes bleibt da nicht.