Das ZDF packt die Klimawoche an: Ein Ökothriller soll Interesse wecken, eine Doku zeigt, wie die Mächtigen die Welt ausverkaufen.

Claas Lohmann (Heino Ferch) ist Topmanager eines weltweit operierenden Berliner Wasserkonzerns. Nur ein letzter Schritt trennt ihn von der Unternehmensspitze, und Lohmann scheint nicht zimperlich, was die Wahl seiner Mittel angeht. Eins seiner Was-wäre-wenn-Szenarien dreht sich um die Verseuchung des Trinkwasserreservoirs von Kapstadt. Kein Wunder, dass Lohmanns Leben aus den Fugen gerät, als sich der von ihm - rein theoretisch? - durchgespielte Chemieunfall am Masulusee tatsächlich ereignet. Als Lohmanns Tochter (Nadja Bobyleva) in Südafrika entführt wird, geht es plötzlich um Leben und Tod ...

"Verschollen am Kap" heißt der ZDF-Zweiteiler, den die Mainzer ins Zentrum ihres Programmschwerpunkts "Burnout - Der erschöpfte Planet" gerückt haben. In der Hoffnung, dass dieser 4,5 Millionen Euro teure Familienthriller bei den Zuschauern auch Interesse an den ökopolitischen Dokumentationen über die globalen Ressourcenkämpfe wecken möge, wohl wissend, dass solche Themen regelrechte Quotenkiller sind. Wie sagt Claus Kleber? "Wenn wir im 'heute-journal' einen Beitrag über die Bedrohungen durch den Klimawandel machen, schalten die Leute massenhaft um, weil sie sich sagen: 'Weiß ich alles, kann ich sowieso nichts dran ändern.' Die Zuschauer haben anscheinend jede Hoffnung aufgegeben, dass es in dieser Sache noch wesentliche oder positive Neuigkeiten geben kann." Als öffentlich-rechtlicher Sender, so Kleber, fühle sich das ZDF aber verpflichtet, kontinuierlich über diese Themen zu berichten.

Der mehrfach ausgezeichnete Journalist verantwortet gemeinsam mit Angela Andersen die zweiteilige Dokumentation "Machtfaktor Erde". Darin geht es um die lebenswichtige Ressource Wasser und wie sich bestimmte Staaten darauf vorbereiten, ihre Reserven gegen die Konkurrenz zu verteidigen beziehungsweise Ersatz zu schaffen. Das meiste ist beunruhigend. Etwa dass sich indische und chinesische Truppen im Himalaja, dem wichtigsten von Gletschern gespeisten Süßwasserspeicher Asiens, schon für den Ernstfall bereithalten. Oder dass sich Indien mit bereits mit einem 3000 Kilometer langen Grenzzaun gegen Bangladesch abgrenzt, weil absehbar, dass in Bangladesch irgendwann nicht mehr genug Süßwasser ankommen wird. Genauso wie in Perus Hauptstadt Lima, weil die Gletscher in den Anden ebenfalls dramatisch abschmelzen. Lima, heißt es, könnte die erste Millionenmetropole sein, die wegen Wassermangels aufgegeben werden müsste. Staunend erfährt der Zuschauer, dass die Chinesen in Kenia und Brasilien riesige Häfen bauen, damit Soja, Weizen und Reis dort ab 2012 exklusiv für sie umgeschlagen werden können. "Die Erde", sagt Kleber, "wird ausverkauft."

Die ebenfalls zweiteilige Dokumentation von Stefan Aust und Claus Richter befasst sich mit dem Öl, das sie "Das Blut der Welt" nennen. Ihre gute Nachricht lautet, Öl und Gas sind noch in großem Umfang vorhanden. Die schlechte Nachricht ist, dass es immer teurer und risikoreicher werden wird, diese Reserven zu fördern. Aust und Richter sehen im Öl und im Erdgas den Treibstoff der kommenden Konflikte. "Deshalb", das ist Austs Überzeugung, "stecken die Mächtigen der Welt überall dort, wo überlebenswichtige Rohstoffreserven liegen, mit Waffengewalt oder aggressiver Diplomatie ihre Claims ab." Aust und Richter sind um die halbe Welt gereist, um Beweise für ihre These zu sammeln. Auch sie kommen zu dem Schluss, dass der blaue Planet gerade ausverkauft wird.

Beide Dokumentationen sind gleichermaßen aufregend. Dagegen sind die Planspiele von Claas Lohmann ein Klacks. Aber der Spielfilm soll in dieser ambitionierten Themenwoche ja auch als Beruhigungspille wirken.

Verschollen am Kap: Mo 14.11., 20.15 ZDF, Themenwoche: Der erschöpfte Planet, bis 18.11.