In den vergrößerten Räumen unserer Galerie der Woche Feinkunst Krüger driftet die Kunst ins Irreale - mit der Ausstellung “Dreamcatcher“

Feinkunst Krüger. Vollzogen hatte sich nur scheinbar Alltägliches: Ein Galerist hatte seine Koffer gepackt und war von A nach B gezogen, aus dem Portugiesenviertel in die Neustadt. Am Wochenende feierte Ralf Krüger mit seiner wachsenden Fangemeinde in den neuen Räumen die Wiedereröffnung seiner Galerie Feinkunst Krüger.

Mit einem Schlag hat sich die Ausstellungsfläche verdreifacht. Zum Start bat Krüger deshalb Künstler Til Gerhard um kuratorische Dienste. Sieben Positionen holte dieser nach Hamburg. Wie es sich für das Programm von Feinkunst Krüger gehört, alles immer ein wenig mythisch, manchmal trashig, untergründig humorig, der "Twilight"-Zone des Bewusstseins entlehnt. Thematische Überschneidungen und assoziative Kettenreaktionen sind Folgen der spielerisch zusammengestellten Ausstellung "Dreamcatcher".

Patrick Fazar präsentiert farbige Keramiken, ein wenig krumm und schief, laut und obszön. Was einem Fantasiewesen da an Armen und Beinen herauswächst, fällt zum einen unter die Kategorie ornamentale Pornografie, zum anderen unter die der anthropomorphen Textilien. Fazar gegenüber hat Anna Grath mit zahlreichen Blättern und kleinen Dingen die Wand bevölkert, am Boden eine Lagerstätte errichtet, als gelte es auch hier die zahlreichen Pflanzen- und volkskundlichen Motive aus Hexerei und Abwehrzauber einzubetten. Ihre Installation "Tausendschön & Gänsegift" ist eine Hommage für den mythischen Zauber von Gift- und Heilpflanzen, für den Umgang mit bösen und guten Geistern. Wenn die Erde sich bläht, sich aus träger Eruption in hektische, albern-komische Erregung steigert, kocht sie wie ein Brei.

Fotograf und Dokufilmer Peter Sutherland hat dieses Treiben an vulkanischen Erdöffnungen festgehalten und ein amüsantes Filmchen gedreht. Dass in profanem Material Botschaften aus einer anderen Welt stecken, zeigt Sutherland mit einem schwarzen Stoffballen, dem er ein Bleichbad gönnte. Mit Ausradierungen rückt Jürgen von Dückerhoff historischen Fotos zu Leibe, in denen sich Kunstwerke wie das beamende Personal vom "Raumschiff Enterprise" auflösen.

Auch Mark Binder hat seltsame Lichterscheinungen in Fotografien entdeckt und im Blow-up-Verfahren unter die Lupe genommen.

In diesem Konzert des Ambivalenten und der Schwellenzonen mischen noch Danilo Stankovic und Neil Clements mit. Der eine taucht ein in die Welten der Volkskunst, um sie wieder neu aufleben zu lassen. Der andere kombiniert hohe Kunst, einen Caspar David Friedrich etwa, mit dem Schnappschuss eines profanen Motivs. Verwandtschaften werden angedeutet, die die kunsthistorische Methode des Bildvergleichs nicht ganz absichtslos auf den Holzweg führen.

Dreamcatcher bis 26.11., Do u. Fr 12.00-19.00, Sa 12.00-18.00, Feinkunst Krüger (S Stadthausbrücke), Kohlhöfen 8, T. 31 79 21 58