Seit 1973 sorgte der Hamburger Rudolf Knepper für Innovationen. Jetzt wird der Vorstands-Vize der Axel Springer AG verabschiedet.

Berlin. "Die Erfolgsgeschichte der starken Marken der Axel Springer AG ist das Ergebnis der Symbiose von Technik und Vertrieb - die Innovation und Veränderung ist Teil der DNA unseres Unternehmens." Sagt Rudolf Knepper, der scheidende stellvertretende Vorstandsvorsitzende, der als technischer Vorstand seit 1994 für eben diesen Teil der DNA zuständig gewesen ist. Und der dann, wie es der Aufsichtsratsvorsitzende Giuseppe Vita am Freitag in Berlin launig formulierte, "turbulente Zeiten mitgemacht und als einziger überlebt" habe.

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Auch der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner sprach von wilden Zeiten, er dankte Knepper für die "große, tiefe Loyalität zu Axel Springer". Vor allem für die Jahre seit 2002, in denen man die Geschicke des Unternehmens zu dritt geführt habe. "Wir haben bei allen Geschäften in wesentlichen Dingen das Gleiche gedacht und gewollt." Er sprach von Freundschaft und davon, dass der Pakt, den man 2002 im Interesse des Unternehmens geschlossen habe, glücklich aufgegangen sei.

Knepper kannte das Haus wie kaum ein anderer. 1973, nach seinem Maschinenbau- und Betriebswirtschaftsstudium, hatte er bei Springer angefangen. Diese Entscheidung habe ihn einige Freunde gekostet, berichtete er gestern, und zwar jene, mit denen er 1968 auf der Berliner Kochstraße gestanden habe, als dort die "Enteignet Springer"-Demos eskalierten. Trotzdem habe er seine Entscheidung nie bereut. Die habe er vor allem aus Bewunderung für Axel Springer getroffen.

"So merkwürdig das klingt, sogar die Proteste gegen ihn haben mich ihm irgendwie nahegebracht. Er faszinierte mich - mit seinem Glauben an die Zukunft Berlins, seinem unbeirrbaren Eintreten für die Wiedervereinigung." Aber natürlich sei er als Maschinenbauingenieur auch von den technischen Anforderungen modernster Drucktechnik fasziniert gewesen. Und tatsächlich habe er dann gleich zwei technische Revolutionen miterlebt: die Umstellung von Blei- auf Fotosatz und die Digitalisierung. Knepper legte seiner Branche ans Herz, "den Glauben an Print nicht zu verlieren", sondern die Herausforderungen der Zukunft kreativ anzugehen.

Im Oktober 2009 hatte Rudolf Knepper, der in Beckum geboren wurde und in Ohlstedt lebt, seinen Vertrag noch einmal über seinen 65. Geburtstag hinaus verlängert. Was Giuseppe Vita dazu animierte, dem Kollegen zu sagen, ja, es gebe ein Leben nach der Vorstandstätigkeit. Und zwar eins, in dem man nicht länger Sklave des eigenen Terminkalenders sei. "Allerdings", fügte Vita zum Vergnügen der Festgäste an, "werden Sie vielleicht durch Ihre Frau so verplant werden wie vorher durch Ihre Sekretärin. Ob das besser sein wird?" Wenn Rudolf Knepper zum 31. Dezember 2011 aus der Axel Springer AG ausscheidet, wird der Unternehmensvorstand von einem bisher vierköpfigen auf ein fünfköpfiges Gremium erweitert. Der Aufgabenbereich von Rudolf Knepper wird neu verteilt. Jan Bayer, 41, Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung der Regional- und Abozeitungen ("Welt"-Gruppe, "Berliner Morgenpost" und Hamburger Abendblatt), wird Vorstand Abozeitungen und Druckereien. Ralph Büchi, 53, President Axel Springer International und Geschäftsführer Axel Springer Schweiz, wird zum Vorstand Internationales berufen.

Vita kommentierte die Entscheidungen mit den Worten, er freue sich, dass man mit Bayer und Büchi exzellente Manager aus den eigenen Reihen habe rekrutieren können. "Beide haben den wirtschaftlichen Erfolg und die dynamische Weiterentwicklung der Axel Springer AG in den vergangenen Jahren mit geprägt. Auf diese Weise sorgen wir für Kontinuität in der Führungsspitze. Und durch die Erweiterung des Gremiums schaffen wir eine Führungsstruktur, die den Anforderungen der Märkte noch besser gerecht wird."