Auch auf seinem neuen Album “In diese Moment“ bleibt der 41-jährige Roger Cicero ein Meister der handgemachten Gute-Laune-Musik.

Roger Cicero ist nett - auch wenn die "Emma" ihn einst zum "Pascha des Jahres" kürte. Und er weiß, was er tut. Sagt er zumindest. Egal, ob es die schmachvolle Teilnahme 2007 beim Eurovision Song Contest war, bei dem er auf Platz 19 von 24 landete, seine Gastrolle in dem Kinofilm "Hilde", die Moderation der Sat.1-Show "Hit-Giganten" oder sein Buch "Weggefährten", eine Kombination aus Musik- und Fotoalbum. "Natürlich war der 19. Platz nicht schön, aber der Auftritt war klasse", sagt er und lacht sein kehliges Lachen. "Ich habe mich da mit meinem Song nicht verbogen, sondern das präsentiert, was ich auch sonst mache, nämlich handgemachte Musik", sagt der 41-Jährige, der in Hamburg lebt.

Das Wort "handgemacht" verwendet Cicero oft, wenn er von seiner Musik spricht. Schon als Elfjähriger trat er im Vorprogramm von Helen Vita auf, später dann mit dem Bundesjugendjazzorchester. Am Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten studierte er Jazzgesang.

Bei Roger Cicero scheint alles so selbstverständlich, so zwangsläufig. Denn selbstverständlich musste er Musiker werden wie sein berühmter Vater, der Jazzpianist Eugen Cicero. Von dem er gelernt hat, dass Jazz nicht immer nur purer Jazz sein muss, sondern von dem Zusammenspiel von Klassik, Swing oder Pop lebt - ein Musikverständnis, dem er seinen Erfolg zu verdanken hat. Und zwangsläufig musste jetzt nach mehr als zwei Jahren auch mal ein neues Album, das vierte, kommen. Es heißt "In diesem Moment".

"Geblieben ist, dass es handgemachte Musik ist, es ist auch die gleiche fantastische Band und wieder ist es Musik aus der Tradition von Jazz, Pop und Soul und ein Mix daraus", sagt Cicero. Nur die Gewichtung sei anders. "Ich wollte den typischen Big-Band-Sound der 40er-, 50er-Jahre aufbrechen, ohne dabei auf meine Bläser zu verzichten."

Dafür arbeitete er mit neuen Arrangeuren und Produzenten wie Kiko Masbaum und Roland Sprengberg. Und so klingen beim intensiveren Zuhören in der Tat viele der 13 Songs wesentlich moderner, extrem groovig und hin und wieder sogar richtig funky, dafür weniger nach Swing. Manchmal aber auch nah an einem guten Udo-Jürgens-Schlager - wie "Erste Liebe", mit riesigem orchestralen Sound - und immer gewohnt eingängig. Einfach handgemachte Gute-Laune-Musik. Ein Label, das Cicero nicht grundsätzlich stört: "Ich stell mir die Frage nicht, ob es nun Jazz, Swing, Pop, E- oder U-Musik ist, und ich habe kein Problem damit, wenn man alles miteinander verbindet, im Gegenteil, das macht meine Musik ja aus. Ich würde meine Musik allerdings so nicht bezeichnen."

Auch in Sachen Texte ist einiges anders auf "In diesem Moment". Die Zeiten des klischeehaften Geschlechterkampfes, der die ersten drei Alben thematisch dominierte, sind erst mal vorbei. "Natürlich birgt dieses Thema immer wieder viele witzige Geschichten, aber natürlich beschäftigen mich auch andere Dinge." Und so sind die Themen der Lieder ernsthafter, nachdenklicher. "Ich habe mich sehr intensiv mit den Inhalten beschäftigt und diese mit meinen Textern gemeinsam entwickelt. Das ist auch neu an dem Album, dass alle Textideen ausschließlich von mir kamen." Mal sei zuerst die Melodie, mal zuerst der Text entstanden. "Im Studio singe ich auf die Musik oft erst ein Unsinns-Englisch, um ein Gespür für den Song zu bekommen", sagt Roger Cicero. "Dann überlege ich mir welche, Themenidee auf die Musik passt, oder ich habe mich auch von der Musik inspirieren lassen."

Und so scheinen die Texte wie gewohnt unglaublich persönlich, etwa wenn es in "Zu zweit" um die personifizierte Einsamkeit (sehr bar-jazzig) geht, in "Erste Liebe" genau um ebendiese oder in "Keine halben Sachen" um gute Vorsätze. Und auch wenn Cicero davon erzählt, wie viel diese Lieder mit ihm selbst zu tun haben, auch wenn es keine "Auszüge aus dem Tagebuch" seien, bleibt er vor allem eins: nett und freundlich - wie seine Musik.

Roger Cicero: "In diesem Moment" (Starwatch/Warner) CD im Handel. Konzert am 24.3.2012 in der Hamburger O2 World, Karten im Vvk. ab 46,55 Euro