Aufgewachsen ist Henning Rademacher, 67, Chef des neu eröffneten Speicherstadtmuseums, in Winterhude, aber schon als Kind zog es ihn an den Hafen. Als er die Heinrich-Hertz-Schule nach der 9. Klasse abbrach, stand im Zeugnis: "Er verlässt die Schule, um zur See zu fahren." Er wurde Schiffsjunge, brachte es bis zum Kapitänspatent. Später studierte er Volkswirtschaft, war Mitgründer der Buchhandlung "Männerschwarm" und trat 1987 ein Volontariat beim Museum der Arbeit an.

Da er sich für Geschichte, vor allem für die des 20. Jahrhunderts, interessiert, fand er hier ein weites Betätigungsfeld. 1995 ließ sich Rademacher auf ein Experiment ein und übernahm privat das Speicherstadtmuseum als Außenstelle des Museums der Arbeit. "Mein Beruf ist zugleich mein Hobby", sagt der Museumsleiter, der pro Jahr etwa 60 000 Besucher verzeichnen kann. Er ist zuversichtlich, dass sich diese Erfolgsgeschichte auch nach der heutigen Eröffnung am neuen Standort fortsetzen lässt. Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren und Menschen heute vor Augen zu führen, wie frühere Generationen gelebt und gearbeitet haben, findet Rademacher faszinierend.

Und was wünscht er sich, wenn ihm mal viel Zeit für Privates bliebe? "Dann möchte ich noch mal zur See fahren, auf einem Frachter, von Hafen zu Hafen." Was er mit an Bord nehmen wird: natürlich Bücher, vor allem über Geschichte des 20. Jahrhunderts.