Die Mischung aus Reggae, Ska, Hip-Hop und Balkan-Beats des bosnischen Dubioza Kolektivs ist auf “Wild Wild East“ schlicht mitreißend.

Der erste Song des aktuellen Dubioza-Kolektiv-Albums heißt nicht zufällig "Wake Up". Schließlich ist die siebenköpfige Gruppe aus Bosnien längst balkanweit dafür bekannt, den Finger auf Wunden zu legen, die speziell der Jugoslawien-Krieg gerissen hat. Nationalisten und Rassisten sind die erklärten Feinde, denen nicht nur musikalisch begegnet wird. Dubioza Kolektiv engagiert sich politisch in Bürgerrechtsgruppen und gab 2010 zahlreiche Konzerte in ihrer Heimat, um für die Teilnahme junger Bosnier an den anstehenden Wahlen zu werben.

Das ist alles sehr lobenswert, doch unterm Strich zählt bei einer Band natürlich die Musik - und auch hier punktet Dubioza Kolektiv mühelos. Die Mischung aus Reggae, Ska, Hip-Hop und Balkan-Beats ist schlicht mitreißend, funktioniert als nächtlicher Tanzflächerfüller und morgendlicher Stimmungsaufheller gleichermaßen. Mit ihrem multikulturellen Ansatz erinnert diese Band an die pakistanisch-britische Formation Fun-da-mental, die ja ebenfalls gerne die Stile mixt und auf ihren Alben gesellschaftliche Missstände verhandelt. Allerdings treten die Bosnier nicht annähernd so aggressiv auf, sondern propagieren stets Toleranz und friedliche Koexistenz - auch wenn einer der aktuellen Songs den etwas in die Irre führenden Titel "Celebrate The Riot" trägt. Wer Shantel und seinen Bucovina Club mag, wird hier viel Spaß haben. Sieben Jahre nach dem Debüt ist für Dubioza Kolektiv die Zeit reif, den Westen zu erobern. Im Osten ist sie ja schon eine große Nummer.

Dubioza Kolektiv: "Wild Wild East" (Koolarrow Records); www.dubioza.org