Das Interesse an seinen Mitmenschen geht beim Regisseur und Autor Andreas Kebelmann so weit, dass man ihn kaum dazu bekommt, das Wort "ich" in den Mund zu nehmen. Der 37-Jährige kutschiert derzeit Theaterbesucher als schweigsamer Chauffeur der "Nachtfahrt" in einer Stunde "Vom Bosporus zur Außenalster". Während die Stadt als Kulisse vorbeizieht, hören die Fahrgäste des Cadillacs aus den Boxen biografische Miniaturen.

Schon während seines Studiums in Hamburg, Berlin und Glasgow wurde dem Berliner klar, dass er lieber Geschichten von Menschen erzählen möchte, als bestehendes Material neu zu inszenieren. Viele der Projekte, die er heute mit der Agentur Kriwomasow auf die Beine stellt, beruhen dann auch auf der Verbindung von Dokumentarischem und Fiktionalem.

Wenn er jemanden interviewt, sieht Kebelmann das nicht als bloßes Frage-Antwort-Spiel. "Die Begegnung mit einem Menschen ist ein Geschenk", sagt er und klingt glücklich dabei. Glücklich darüber, dass er mit vier Freunden die Agentur ins Leben gerufen hat, glücklich darüber, als freier Regisseur zu arbeiten, glücklich darüber, dass er "schon mehr als 100 Stunden" Interview-Material gesammelt hat. Von ganz alltäglichen Menschen, die ihm ihr Leben erzählt haben und es ihm so ermöglichten, aus einer ganz persönlichen Geschichte eine zu machen, "in der sich jeder wiederfinden kann".