Johannes B. Kerner gibt die Moderation seines Magazins bei Sat.1 ab - und kommt damit womöglich dessen Einstellung zuvor.

Hamburg. Als Johannes B. Kerner gestern Vormittag zusammen mit dem Geschäftsführer von Spiegel TV Infotainment, Frank-Thomas Sippel, seiner Redaktion mitteilte, dass er die Moderation seines Magazins bei Sat.1 Ende des Jahres aufgeben wird, wussten die meisten seiner Mitarbeiter, was das für sie bedeutet: Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Arbeitsplatz verlieren. Das gilt auch für einen Großteil der 40 Beschäftigten von Spiegel TV Infotainment, die das Magazin für Kerner produziert.

Zwar könnte Sat.1 theoretisch bei Kerners Firma J.B.K.TV-Production und Spiegel TV Infotainment ein Nachfolgeformat in Auftrag geben. Doch das gilt als eher unwahrscheinlich. Und so ist das Aus für das Magazin "Kerner" auch eine schlechte Nachricht für den Fernsehstandort Hamburg.

Dabei hatte der Moderator, als er vor zweieinhalb Jahren seinen Wechsel vom ZDF zu Sat.1 bekannt gab, diesen Schritt mit seiner Sorgfaltspflicht als Firmenchef begründet: "Mir war an einer längeren Bindung gelegen, um Sicherheit und Perspektive für die Mitarbeiter der Produktion zu gewährleisten", sagte er. "Da konnte das ZDF nicht mit." Das Zweite hatte ihm einen Dreijahresvertrag angeboten. Bei Sat.1 soll er angeblich einen über fünf Jahre laufenden Kontrakt erhalten haben, der seiner Firma laut "manager magazin" inklusive der Moderationen der Spiele der Champions League und des "Großen Allgemeinwissensquiz" gut neun Millionen Euro im Jahr beschert.

Aber beim Privatfernsehen sind langfristige Verträge an feste Quotenziele gekoppelt. Für "Kerner" war ein "zweistelliger Marktanteil" in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen vereinbart, sagte der Moderator Ende September dem Online-Branchendienst "DWDL". Was geschehen würde, wenn er das avisierte Quotenziel verfehlen sollte, hatte er zuvor bereits der "Super-Illu" anvertraut: "Bis 9,9 bist du mit einem Bein im Grab."

Um im Bild zu bleiben: Mit seinem Rücktritt als Moderator entging Kerner womöglich der eigenen Beerdigung. Denn dass er in diesem Jahr das gesteckte Quotenziel erreicht, ist eher unwahrscheinlich. Zwar hat sein Magazin 2011 in der werberelevanten Zielgruppe im Schnitt bisher einen Marktanteil von 9,8 Prozent. Doch die Zuschauerzahlen sind rückläufig. Im September lag der Marktanteil nur noch bei 9,1 und in diesem Monat lediglich bei 8,8 Prozent. Die Sendung vom vergangenen Donnerstag wollten gar nur 8,4 Prozent der 14 bis 49 Jahre alten Fernsehzuschauer sehen.

Dabei hat Sat.1 viel Geduld mit Kerner gehabt. Die Quoten seines Magazins stimmten von Anfang an nicht. Bereits im vergangenen Jahr kam er auf einen Marktanteil von nur 9,4 Prozent. Der Sender versuchte bereits Ende November 2010 umzusteuern und verlegte "Kerner" von Montag auf Donnerstag. Viel gebracht hat es nicht.

Für das Scheitern des Magazins gibt es mehrere Gründe. Nicht wenige Kritiker bescheinigen ihm, es sei nur eine schlechte Kopie von "Stern TV". Andere glauben, dass Informationssendungen bei Sat.1 prinzipiell nicht laufen.

So oder so: Es war eine fatale Fehlentscheidung von Kerner, der beim ZDF ein unumstrittener Star war, den Sender zu wechseln. Zwar betonen sie bei Sat.1, dass der Moderator weiterhin beim "Großen Allgemeinwissensquiz" und den Übertragungen der Champions League zu sehen sein wird. Aber von dem Quiz sind bisher nur vier weitere Folgen geplant. Und die Übertragungsrechte an der Champions League gehen kommende Saison ans ZDF. Was dann aus Kerner wird, ist völlig unklar. Warum sollte das Zweite nach den für den Sender unerfreulichen Vertragsverhandlungen Kerner wieder zurücknehmen? Bei RTL dürften sie keinen Bedarf haben und in der mit Talkmastern reich gesegneten ARD erst recht nicht.

Ungewiss ist auch, was Sat.1 künftig auf dem Sendeplatz von "Kerner" zeigen wird. Harald Schmidt hat zwar bereits mehrfach verkündet, dass er gern einen dritten Sendeplatz für seine Late-Night-Show hätte. Aber auch er hat ein ganz massives Quotenproblem.