Eine Glosse von Kai-Hinrich Renner

Die selbst verordnete Sendepause der ARD am Hindukusch ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Seltsam, dass das Erste überhaupt auf die Idee gekommen ist, die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan von heute auf morgen vom eigenen Programm abzuschneiden. Erstaunlich, dass unmittelbar, nachdem die Zeitung mit den großen Buchstaben von diesem Missstand berichtete, der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust die Hacken zusammenschlug und Vollzug meldete: Das Erste wird noch vor Weihnachten - aller angeblichen Probleme zum Trotz - von der Bundeswehr in Afghanistan wieder zu empfangen sein.

Am befremdlichsten ist aber, dass ein halbes Jahr lang niemand die Sendepause der ARD in Afghanistan bemerkt hat. Das Programm des Ersten wurde nicht dieser Tage abgeschaltet, hier irrt die Zeitung mit den großen Buchstaben, sondern bereits im Juni. Das muss den ARD-Hierarchen zu denken geben. Liegt es am Programm? Womöglich schon. Dem Ersten fehlt einer wie Johannes B. Kerner, der schon mal selbst in Afghanistan vorbeischaut, um Soldaten und Verteidigungsminister sensibel zu interviewen. Kerner muss zur ARD, dann gibt es auch keine Probleme mehr mit der Zeitung mit den großen Buchstaben.