Das Helms-Museum zeigt eine Ausstellung zur Eiszeit vor 14.000 Jahren - mit lebensgroßen Tierrekonstruktionen, Waffen und Werkzeugen.

Hamburg. Ein Löwe steht im Schnee. Nicht etwa im Außengehege bei Hagenbeck, sondern im Harburger Helms-Museum. Was ein Laie für groben Unsinn halten könnte, hat doch seine Richtigkeit, wie man in der neuen Ausstellung lernen kann, die das Archäologische Museum Hamburg, wie es korrekt genannt werden sollte, seit wenigen Tagen zeigt. "Eiszeit in Hamburg" heißt die Schau, die sich einer der interessantesten Zeitabschnitte der Erdgeschichte widmet.

Der Schnee wirkt täuschend echt, nur wer ihn in die Hand nimmt, spürt, dass er weder nass noch kalt ist. Geliefert hat ihn die Firma, die es auch in der Hollywood-Produktion "The Day After Tomorrow" schneien ließ. "Zur Eiszeit gab es in Hamburg tatsächlich Höhlenlöwen, sie haben sich erst später in wärmere Regionen zurückgezogen", erklärt Michael Merkel, der Leiter der archäologischen Sammlung. Im Übrigen sei die Eiszeit noch keineswegs vorüber. "Wir leben nur in einer Zwischenwarmzeit. Langfristig wird es trotz der Klimaerwärmung wieder kalt", erklärt er, und führt in den Ausstellungsraum, in dem etwa 20 lebensgroße Tiere im Schnee stehen: ein Riesenhirsch, ein Auerochse, der bereits erwähnte Höhlenlöwe und als Prachtexemplar ein vier Meter hohes Mammut samt Jungtier. Die ausgestorbenen Tiere sind rekonstruiert, die anderen präpariert.

Dass es vor 14.000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Hamburg eiszeitliche Jäger gab, lässt sich anhand von archäologischen Funden nachweisen. In der Ausstellung sind die Reste von Waffen und Werkzeugen zu sehen, die die Menschen der Eiszeit aus Steinen und Knochen hergestellt haben. Wie die Bögen und Pfeile aussahen und gehandhabt wurden, mit denen die Jäger Auerochsen und Riesenhirsche erlegten, zeigen Rekonstruktionen.

Die Eiszeitforschung begann vor mehr als 100 Jahren in Frankreich, doch auch Deutschland und hier besonders Hamburg spielten schon bald eine wichtige Rolle. In den 1930er-Jahren entdeckte Alfred Rust nordöstlich von Hamburg eiszeitliche Relikte, die eindeutig von Menschen stammten. Rust war ein genialer Prähistoriker, aber auch ein glühender Nazi-Anhänger, der ein zwiespältiges Erbe hinterließ.

"Die jetzige Ausstellung ist ein Appetizer, der Lust macht auf mehr, nämlich auf eine große Eiszeit-Ausstellung, in der es dann auch um die Forschungsgeschichte gehen wird", sagt Michael Merkel, der schon ein Konzept für die ultimative Eiszeit-Schau erarbeitet, die wohl 2013 starten wird. Doch schon jetzt wird in Harburg sehr anschaulich gezeigt, wie die Menschen zur Eiszeit lebten und wie sie sich seit 30 000 Jahren künstlerisch betätigten. Zu sehen sind hier überwiegend Kopien von eiszeitlichen Kunstgegenständen, die das Helms-Museum bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erworben hat. Echt ist der Beckenknochen eines Mammuts, den die Besucher sogar anfassen dürfen.

Eiszeit in Hamburg , Helms-Museum, bis 26.2.2012, Di-So 11.00-17.00