Für mindestens drei Dinge ist Lars von Trier bekannt: für seine einzigartigen Filme, für seine Lust an der Provokation und für seine Neurosen, mit denen sich der Regisseur, dessen neues Werk "Melancholia" jetzt in die Kinos kommt, seit Jahren herumplagen muss.

So zynisch und narzisstisch der Däne in der Öffentlichkeit oft auftritt, so liebenswert und gastfreundlich kann er im privaten Umfeld sein. Und auch mit 55 Jahren immer noch überraschend. Wer hätte gedacht, dass er den Alten Elbtunnel bewundert, den er gern in einen seiner Filme eingebaut hätte? Noch heute ärgere er sich darüber, dass ihm Wim Wenders zuvorgekommen sei, sagt er. Und wer hätte erwartet, dass er seinen vier Kindern - zwei Töchtern und zwei Söhnen - mal eben so am Wochenende Nachhilfeunterricht im Fach "Dänemarks wichtigste Baumarten" gibt?

Die zwei Gesichter des Lars von Trier. Seine größten Erfolge feierte er auf dem Festival in Cannes - und ausgerechnet dort wurde er im Frühjahr wegen unglücklicher Hitler-Vergleiche zur Persona non grata erklärt. Jahrelang konnte er wegen seiner Flugangst nur per Wohnmobil an die Cote d'Azur reisen. Aber auch da scheint sich etwas zu tun. Ein von Trier ohne Ängste? Was würde das wohl aus seinen Filmen machen, die immer künstlerisches Ventil seiner privaten Nöte waren? Er mag Unterirdisches mögen, wie die Elbtunnel-Vorliebe zeigt. Durchschnittliches ist seine Sache sicherlich nicht.