Oliver Wirtz, Hamburger Künstlermanager, berät TV-Köche wie Tim Mälzer oder Steffen Henssler

Hamburg. Diese Geschichte beginnt vor etwa 25 Jahren irgendwo in Utah, in der Nähe des Skigebiets Sundance, dem einst der Schauspieler Robert Redford seinen Namen gab. Damals hielt sich dort der junge Marketingstudent Oliver Wirtz auf. Er nutzte den Besuch bei einem Indianerstamm, um in sich zu gehen. Am Ende wusste er, dass er sich mit 30 Jahren selbstständig machen würde und seine Firma Sundance heißen sollte.

So geschah es: 1994 gründete Wirtz in Hamburg sein eigenes Unternehmen. Damals war Sundance eine Event-Agentur. Es sollten noch einmal gut zehn Jahre vergehen, bis die Firma ihre eigentliche Bestimmung gefunden hatte. Heute ist sie eine Künstleragentur mit Sitz in Winterhude, die sich schwerpunktmäßig der Kochkunst widmet. Mit Tim Mälzer und Steffen Henssler hat Wirtz zwei der bekanntesten deutschen Fernsehköche unter Vertrag. Man könnte ihn in Anlehnung an den Film "Der Pferdeflüsterer" des Sundance-Namensgebers Robert Redford einen Kochflüsterer nennen.

Zumindest sind Mälzer und Henssler konstant erfolgreich, seit sich Wirtz ihrer angenommen hat. Und auch für den 47-Jährigen hat sich die Sache gelohnt: Im April wurde er in Frankfurt mit dem Live Entertainment Award LEA als Künstlermanager des Jahres ausgezeichnet. Andere TV-Köche klingelten bei ihm an. Bisher hat Wirtz aus Kapazitätsgründen alle Anfragen abgelehnt. Doch nun denken sie bei Sundance darüber nach, ob es nicht Sinn machen würde, eine Abteilung zu gründen, die sich ausschließlich mit der Vermarktung von Köchen befasst.

An derlei Pläne war vor gut fünf Jahren nicht mal im Traum zu denken. Am 1. Juli 2006 übernahm Wirtz, mehr aus Zufall, das Management von Mälzer. Der Manager kannte den TV-Koch durch dessen Lebensgefährtin. Eines Tages fragte Mälzer Wirtz, ob er für ihn ein Kochbuch schreiben wolle. Der lehnte ab, weil er sich in der Küche so gar nicht auskennt. Offenbar imponierte das Mälzer. Er hatte zuvor andere PR-Leute gefragt, die - obwohl ebenfalls kochunerfahren - sofort zugesagt hatten. Als sich der Koch dann mit seinem alten Management überwarf, bat er Wirtz, ihn zu übernehmen. Und diesmal bekam er eine Zusage. Wirtz hatte noch keine drei Wochen für seinen neuen Klienten gearbeitet, als der an einem Burn-out-Syndrom erkrankte. Etwas Schlimmeres hätte kaum passieren können. Es galt, zunächst Mälzers Zusammenbruch geheim zu halten.

Danach musste der Koch für das Fernsehen neu erfunden werden. Die stressige tägliche Sendung "Schmeckt nicht, gibt's nicht" auf Vox hatte ausgedient. Mälzer wollte nur noch einmal in der Woche vor die Kamera, zuzüglich der einen oder anderen Doku. Wirtz brachte ihn mit "Tim Mälzer kocht!" bei der ARD unter, die bei ihm auch Dokumentationen zu Ernährungsthemen in Auftrag gab. Produziert werden die Sendungen von ihrer gemeinsamen Firma Tibool. An ihr ist auch Wirtz' Partner Boris Schade beteiligt. Der Name Tibool setzt sich aus den ersten beiden Buchstaben der Vornamen der drei Besitzer zusammen.

Mälzers Nachfolger bei Vox wurde Steffen Henssler, der für diese Chance Hals über Kopf den NDR verließ. Im Gegensatz zu Mälzer, der leicht nachzukochende Gerichte präsentiert, stand er für das Premiumsegment und dort vor allem für die Fischküche. Wirtz glaubte von Anfang an nicht, dass dies auf dem neuen Sendeplatz klappen würde. "Wenn in Kochsendungen Gerichte mit Fischen zubereitet werden, schalten die Leute weg", sagt er.

Und so kam es auch. Als seine Sendung "Ganz und Gar Henssler" bei Vox abgesetzt wurde, begab sich auch der mit Mälzer befreundete Premium-Koch in die Obhut von Wirtz. Der verpasste ihm zunächst ein neues Image. Henssler steht seither für alltagstaugliche Premiumküche. Dann galt es, einen Sender zu finden. Der NDR ging nicht. Dort war man noch sauer wegen Hensslers Wechsel. Auch Vox, wo der Koch gerade gescheitert war, bot sich nicht unbedingt an. Also beschloss Wirtz, seinen neuen Klienten sukzessive beim ZDF wieder aufzubauen. Dies geschah zunächst durch zahlreiche Gastauftritte bei der "Küchenschlacht" und "Lanz kocht". Seit gut einem Jahr hat er mit "Topfgeldjäger" seine eigene Show im ZDF. Es sei die Kochshow im Zweiten mit dem am Abstand jüngsten Publikum, sagt Wirtz.

Es läuft gut für Henssler, der derzeit an einem Kochbuch arbeitet. Aber auch Mälzer hat Pläne. Er entwickelt gerade ein neues Format. Worum es sich dabei konkret handelt, mag Wirtz nicht verraten. Nur so viel: In Arbeit ist wohl ein Magazin, in dem auch Ernährungsexperten zu Wort kommen, also quasi eine Mischung aus Kochsendung und Doku.

Zuvor aber werden Mälzer und Henssler, die miteinander befreundet sind, diesen Sonnabend bei "Tim Mälzer kocht!" zusammen vor der Kamera stehen. Es ist der erste gemeinsame Fernsehauftritt der beiden seit vier Jahren, als Mälzer seinem Freund den Sendeplatz bei Vox übergab.

Tim Mälzer kocht! ARD, 24.9., 15.30 Uhr