Trotz erfolgreichen Wirtschaftens hat das Theater einen Fehlbetrag in Millionenhöhe, weil Zusicherungen der Behörde ausblieben.

Hamburg. "Ohne Kultur ist Hamburg nichts", gab Kultursenatorin Barbara Kisseler bei ihrer Befragung im Rahmen des Kulturforums auf Kampnagel zu Protokoll. Diese Botschaft hört man, frei nach Goethes "Faust", ja immer gern, allein es fehlt einem hin und wieder der Glaube. Erst recht, wenn man bedenkt, was an diesem Abend als kulturpolitische Wirklichkeit thematisiert wurde: Das Thalia-Theater hat derzeit ein Loch von 1,1 Millionen Euro im Etat, weil die Zusicherungen, die Kisselers Vorgängerin Karin von Welck dem Thalia-Intendanten Joachim Lux gegeben hatte, von der Finanzbehörde nicht umgesetzt wurden.

Zunächst wurden die Tariferhöhungen nicht ausgeglichen, was einen Fehlbetrag von 300.000 Euro ausmacht. Außerdem ist eine zugesicherte Erhöhung der Subvention um 400.000 Euro nicht erfolgt. "Stattdessen wurde uns der Etat um 300.000 Euro gekürzt, was dann einen weiteren Fehlbetrag von 700.000 Euro ergibt", erklärt Ludwig von Otting, geschäftsführender Direktor am wirtschaftlich sehr erfolgreichen Thalia-Theater. Weitere 100.000 Euro sind für einen Kredit in Höhe von zwei Millionen Euro zu bezahlen, mit dem der Bühnenumbau und die Neugestaltung des Foyers im Thalia in der Gaußstraße finanziert werden.

+++ Die Debatte und Proteste um die Kürzungspläne des Senats +++

Bei der Saisoneröffnung mit der "Merlin"-Premiere hatte Lux verkündet, dass die Lessingtage, das von ihm erfolgreich eingeführte Festival, in letzter Minute durch einige Stiftungen und den besonderen Einsatz der Kultursenatorin gerettet sei und nun stattfinden könne. Lux sagte aber auch, das Thalia stehe finanziell "bis zu den Knöcheln" im Wasser. Diese dramatisch klingende Bemerkung des Intendanten setzte von Otting in Relation zu den ausgefallenen Summen und erklärte zur faktischen Finanzlage des Theaters: "Wir mussten sehr sparen. Die Jahresabrechnung der vergangenen Spielzeit ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber ich rechne mit einem Defizit um die 250.000 Euro. Aber natürlich fehlen uns die versprochenen Gelder."

Kisseler verdeutlichte das Dilemma, in dem sich Lux und von Otting befinden, mit einem Beispiel aus ihrer früheren Heimat Berlin: Dort haben die Ankündigungen von Subventionen, die aber noch des grünen Lichts durch den Finanzsenator bedürfen, nur den sarkastischen Beinamen "Bemühenszusagen". Deswegen könne man sich da "ein Ei drauf backen".