Am Dienstag startet die Schau “Himmlischer Glanz“ mit Werken von Raffael, Grünewald und Dürer in Dresden. Sie gilt als Ausstellungsereignis des Jahres.

Hamburg/Dresden. Vor knapp einem halben Jahrtausend standen die beiden Madonnen-Bildnisse im römischen Atelier von Raffael einige Zeit nebeneinander: die "Madonna di Foligno" und die wenig später begonnene "Sixtinische Madonna". Für vier Monate werden die beiden berühmten Bilder erstmals wieder vereint sein, in der Ausstellung "Himmlischer Glanz", die die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am Dienstag mit großem Pomp eröffnen.

Die Schau, die neben den "Gesichtern der Renaissance" im Berliner Bode-Museum als spektakulärstes Ausstellungsereignis des Jahres gilt, umfasst noch weiterte bedeutende Madonnen-Bildnisse wie die "Stuppacher Madonna" von Matthias Grünewald und Albrecht Dürers "Dresdner Altar", doch im Mittelpunkt des Interesses steht zweifellos die Wiederbegegnung der beiden Raffael-Madonnen.

Eigentlich lässt sich eine solche Ausstellung heute nicht mehr organisieren, denn zumindest einige der hochkarätigen Leihgaben wären unter normalen Umständen nicht ausleihfähig gewesen. Aber die Umstände dieser Ausstellung sind nicht normal, denn das "Gipfeltreffen der Madonnen" kommt anlässlich des Besuches von Papst Benedikt XVI. in Deutschland zustande. Und ohne einen Fingerzeig des Vertreters Christi auf Erden hätte der Direktor der Vatikanischen Museen mit großer Wahrscheinlichkeit einer Reise der "Madonna di Foligno" nach Dresden niemals zugestimmt.

Aber nun ist sie da, und man wird sie bewundern und mit der "Sixtinischen Madonna" vergleichen können, was so wohl niemals wieder möglich sein wird. Raffael malte Maria mit dem Kind vor einer Sonnenscheibe mit Engeln und Heiligen für eine Kirche im mittelitalienischen Foligno, doch seit knapp 200 Jahren hängt sie im Vatikan. Das Dresdner "Schwesterbild" war ursprünglich für den Altar der Kirche von San Sisto in der Provinz Piacenza bestimmt. 1754 kaufte der sächsische Kurfürst August III., der Sohn Augusts des Starken, das Gemälde für 25 000 römische Scudos für seine Dresdner Galerie. Niemals zuvor war so viel Geld für ein Kunstwerk bezahlt worden. Für den gleichen Betrag hätte August sich damals auch ein neues Schloss bauen können. Doch der Kauf zahlte sich aus, denn die "Sixtina" machte die Dresdner Galerie weltberühmt.