Das Abendblatt sucht bis Ende Oktober den schönsten Roman seiner Leser. Gottfried Pareigis' “Der lange Marsch“ ist das erste Manuskript.

Hamburg. Ob Apotheker, Hausfrau oder Schalterbeamter - der Impuls, sich auszudrücken, seiner Innenwelt eine schöpferische Form zu geben, wohnt in vielen Menschen. Die eine malt, der andere dichtet, der dritte schreibt gar einen Roman. Und vielleicht wagt er sich sogar aus der Deckung und zeigt ihn anderen.

Gottfried Pareigis hat das getan. "Der lange Marsch" heißt das Werk, das er schon 2004 fertiggestellt hat. Es ist sein erster Roman. Und Pareigis ist der Erste, der auf unseren Aufruf von vergangener Woche hin ein Romanmanuskript eingereicht hat.

Das Hamburger Abendblatt sucht nämlich selbst geschriebene Romane. Manuskripte können bis zum 27.10.2011 eingeschickt werden. Wichtig ist ein gewisser regionaler Bezug: Gefahndet wird einerseits nach der gelungensten Geschichte, die vielleicht in Hamburg, mindestens aber in Norddeutschland spielt. Andererseits kann und darf der Autor oder die Autorin, der oder die einen Roman ins Rennen schickt, einfach aus Norddeutschland sein. In diesem Falle muss der Roman keinen norddeutschen Bezug haben.

+++Alles zum Roman-Wettbewerb+++

Der Wettbewerb bezieht sich ausschließlich auf Romane. Die schöne Literatur umfasst ein weites, nicht überschaubares Feld an Themen, Stoffen und Geschichten. Autobiografien und Familienchroniken zählen nicht dazu. Was wollen wir also lesen? (Hamburg-)Krimis zum Beispiel oder unterhaltsame und auch ambitionierte Romane, die uns fesseln und uns in fremde (und manchmal auch vertraute) Welten entführen. Sprachlich gelungene Texte, die einen interessanten Plot haben und Zeugnis einer großen Fantasie sind.

"Der lange Marsch" ist eine Geheimbündlergeschichte, die von Jerusalem bis nach Hamburg führt. Der sogenannte Judaskult unterwandert die Politik. Selbst der Bürgermeister könnte dem Bund anheimgefallen sein. Jedenfalls kommen reihenweise Schulleiter um, sogar die Schulbehörde geht in Flammen auf.

Bezüge zur Biografie des Autors sind unübersehbar. Pareigis hat als Lehrer gearbeitet; die letzten elf Jahre bis zu seiner Pensionierung 2010 war er Schulleiter der Gesamtschule Öjendorf. "Das Buch habe ich meinen ersten Jahren in Öjendorf geschrieben. Es war meine Art, die Dinge zu verarbeiten, die von außen auf mich einprasselten", erläutert der 67-Jährige. "Aber autobiografisch ist es nicht. Ich komme in mehreren Personen vor, aber verfremdet."

Eine Jury, bestehend unter anderem aus Literaturhaus-Chef Rainer Moritz und Krimi-Autorin Regula Venske, entscheidet nach Vorauswahl am Ende über den Sieger. Der wird dann als Buch in der vom Hamburger Abendblatt herausgegebenen Norddeutschen Reihe erscheinen. Keinesfalls dürfen eingereichte Arbeiten bereits vorher bei einem Verlag veröffentlicht worden sein.

Wie schwer es ist, einen Verlag zu finden, hat Gottfried Pareigis schon erlebt. Als das Buch fertig war, engagierte er einen Literaturagenten. "Der hat ein Exposé geschrieben und ist damit auf die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig gegangen. Ein Verlag hat sich dafür interessiert", erzählt Pareigis. "Aber dann wechselte der Lektor." Damit war das Projekt gestorben. Und weil der Autor keine Zeit mehr hatte, sich darum zu kümmern, schlummerte sein Erstling seither in der Schublade. Bis Pareigis den Aufruf im Abendblatt las.

Jeder Teilnehmer wird nach dem Juryvotum kontaktiert und erhält sein Manuskript zurück. Das Abendblatt druckt das Sieger-Buch und bewirbt es.

Wettbewerbsteilnehmer reichen ihr Manuskript ausschließlich auf Papier ein (Roman Norddeutsche Reihe, Postfach 2181, 20350 Hamburg). Sachbücher, Biografien, plattdeutsche Werke und historische Bücher sind vom Wettbewerb ausgeschlossen, können aber auf eigene Kosten in der Norddeutschen Reihe erscheinen.

Gottfried Pareigis hat in seinem Berufsleben etliche Sachtexte verfasst. Aber seine Liebe zur Belletristik hat er sich immer bewahrt, seit er Student der Germanistik und Philosophie war. Seine literarischen Vorbilder sind Thomas Mann und Umberto Eco. "Damals wollte ich Schriftsteller oder Journalist werden", sagt er. Der Drang zu schreiben war immer da, nur musste das Selberschreiben dann eine ganze Weile warten; die Arbeit am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium und die beiden Kinder gingen vor.

Die sind heute erwachsen, seine Frau arbeitet unter der Woche in Berlin, Gottfried Pareigis ist im Ruhestand. "Jetzt fange ich wieder an", sagt er. "Eine Idee für einen zweiten Roman habe ich schon."

Alles zum Roman-Wettbewerb finden Sie unter www.abendblatt.de/roman2011