Kabarettist Horst Schroth gastiert mit seinem neuen Programm “Was weg ist, ist weg“ unter der Regie von Ulrich Waller im St.-Pauli-Theater.

Hamburg. Das Kabarett, das sich nicht dezidiert als politisches versteht, lebt von der Überhöhung des Alltäglichen und der menschlichen Schwächen. Gelingt dies, so kann Kabarett wie ein Spiegel sein, in dem sich der Betrachter, meist zwar verzerrt ins Groteske oder Klischeehafte, erkennt. Lachen hat dann etwas Befreiendes.

Der Kabarettist Horst Schroth beherrscht diese Kunst der Verführung, seine Zuhörer folgen ihm und seinen manchmal atemlosen Erzählungen von den Dramen des Alltags. So war es auch bei der Premiere seines neuen Programms unter der Regie von Ulrich Waller im St.-Pauli-Theater: "Was weg ist, ist weg".

Was da anfangs verloren geht, ist für den Projektentwickler Nikolaus Nierhoff mehr als nur die halbe Existenz: Notebook, Führerschein, Geldbörse, Personalausweis, iPhone - alles verbrannt im Kofferraum seines Autos. Ein datenloser Mensch. Was aber wirklich verloren geht, und davon erzählt Schroth in seinem knapp zweistündigen Solo, das ist das Leben.

Das Alter ist eine Krankheit, die zum Tode führt, lautet ein Sprichwort. Und Frankie, Nikolaus' bester Freund, sieht das genauso: Er wird 65 und sieht eigentlich keinen Grund, das zu feiern. Muss er dann aber doch, schließlich sind die Einladungen verschickt an all die lieben alten Freunde und - vor allem!- Freundinnen.

Neben kuriosen Geschenken wie einem Senioren-Memory mit 30 mal 30 Zentimeter großen Spielkarten bekommt Frankie einige Freundlichkeiten zu hören, die sich im Strom der Nicklichkeiten und Gemeinheiten aber schnell zerstreuen. Letztlich geht alles schief: die einer Riesentorte entsprungene Stripperin aus Sachsen ist nur peinlich, die Abrechnungen seiner Ex-Frendinnen sind bigott. Und Frankies Versuch, sich an eine 21-jährige Russenschönheit heranzumachen, entspringt der Verzweiflung.

Was Horst Schroth eben auch zeigt, ist die Lächerlichkeit und Sinnlosigkeit des Versuchs, dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. Dass dieser Versuch teils saukomisch gerät, versteht sich bei Schroths sprachlichen Qalitäten von selbst.

Und am Ende tanzt der Kabarettist als schwarze Silhouette vor blutrotem Bühnenhimmel den griechischen Sirtaki. Eine wunderbare Idee, dieses freundlich-melancholische Bild vom (politischen) Untergang. Dann ist Horst Schroth weg

Was weg ist, ist weg St.-Pauli-Theater, bis 18.9., Karten unter T. 040/30 30 98 98