Das Abendblatt sucht den besten bisher nicht erschienenen Roman und veröffentlicht ihn. Schicken Sie uns Ihr Manuskript!

Hamburg. Ein Buch kann man lesen, in der Hand halten, auf dem gläsernen Wohnzimmertisch platzieren oder ins Regal stellen. Man kann es mit sich tragen, verschenken, man kann aus ihm vorlesen. Man kann es, kurz gesagt und einen entsprechenden Inhalt vorausgesetzt, lieb haben. In Deutschland werden in jedem Jahr fast 100 000 neue Bücher veröffentlicht. Und doch erscheinen längst nicht alle Bücher, die eine Veröffentlichung verdient hätten - oder lang gehegte Autorenträume von Hobby-Dichtern sind. Unzählige Manuskripte lagern in Schreibtischschubladen. Der Traum vom eigenen Buch, er wird zigtausendfach geträumt.

Obwohl man schon längst nicht mehr einen großen Verlag braucht, um seinen Namen auf dem Cover eines Buchs zu lesen. Publikationsdienstleister bieten seit einigen Jahren Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher zu veröffentlichen - über alle gängigen Vertriebswege. Zehntausende haben auf diese Weise mittlerweile ihre Werke verlegen lassen. Es waren bestimmt einige Perlen dabei. Genau so eine Perle sucht das Hamburger Abendblatt jetzt: den besten Roman in deutscher Sprache, der bislang unveröffentlicht ist, aber viele Leser verdient.

Wer arbeitet an einem Buch oder hat dieses bereits fertig geschrieben? Wer will endlich Schriftsteller werden? Unser Wettbewerb richtet sich an alle passionierten Schreiber. Der Sieger wird von einer Jury gekürt, sie besteht aus Rainer Moritz (Chef des Hamburger Literaturhauses), Wolfgang Schömel (Literaturreferent in der Kulturbehörde), Krimi-Autorin Regula Venske, Constanze Neumann (Cheflektorin bei Hoffmann und Campe) und Abendblatt-Redakteur Thomas Andre. Erscheinen wird der Sieger-Roman in der Norddeutschen Reihe, einer Kooperation von Hamburger Abendblatt und dem Tredition-Verlag.

Dort kann übrigens ab sofort jeder unabhängig von dem Wettbewerb sein Buch veröffentlichen - in fünf verschiedenen Sparten: Roman/Lyrik, Historie, Sachbuch, Plattdeutsch und Biografie.

Woher kommt die Begeisterung für das eigene Buch eigentlich? Und warum ist es so schwer, ein Buch zu veröffentlichen? "Die Sehnsucht nach dem eigenen Buch ist bei vielen vorhanden, unsere Zivilisation hat Hochachtung vor der Schrift", sagt Angelika Wellmann, sie betreibt ein Literaturbüro in Altona. Weil die Verlage von Manuskripten förmlich überschwemmt werden, seien seit geraumer Zeit Literaturagenten "das Nadelöhr, durch das Autoren erst einmal müssen". Empfehlungen von Literaturagenten finden bei den Verlagen Gehör. Jene sind professionelle Leser, die den Programm-Machern und Lektoren Arbeit abnehmen.

Volle Briefkästen haben die Verlage trotzdem: Viele Autoren versuchen es dennoch auf direktem Weg. Ihre Chancen sind sehr gering. Den Rowohlt-Verlag in Reinbek erreichen pro Jahr etwa 1000 Manuskripte. Ein oder zwei von ihnen werden ein Buch.

Die meisten Manuskripte landen nicht auf dem Schreibtisch der Lektoren. "Es gibt ein Filtersystem", erklärt Marcus Gärtner, "eine Gruppe von Mitarbeitern kommt beim Sichten zu schnellen Urteilen". Gärtner ist Programmleiter Belletristik im Rowohlt Taschenbuchverlag, seiner Erfahrung nach bestehen die Einreichungen thematisch aus vor allem zwei Schwerpunkten: den eigenen Lebens- und Schicksalsbeschreibungen und den Nacherzählungen von Lieblingsbüchern. "Die fallen natürlich raus und sind uninteressant", sagt Gärtner.

Was für die Autoren, von denen längst nicht alle frei von Talent sind, nicht leicht zu akzeptieren ist. Schließlich haben sie sich oft jahrelang in ein Projekt vergraben. Meistens bekommen sie eine standardisierte Absage und nur manchmal eine ausführlichere Antwort; nämlich dann, wenn ein Lektor gute Anlagen erkannt hat, aber ein anderes Sujet vorschlägt. Wichtig beim Herantreten an einen Verlag, sagt Gärtner, sei immer "eine richtige Aufbereitung, ein stimmiges Exposé und eine knappe Biografie des Autors".

Dass bei den altehrwürdigen Verlagen bisweilen wunderbare Bücher durch den Rost fallen, hat für manch reizende Anekdote gesorgt. So war es Anfang der Neunzigerjahre Joachim Unseld, der das autobiografische "Weiter leben" der deutsch-amerikanischen Jüdin Ruth Klüger ablehnte.

Begründung: Es entspreche nicht den literarischen Ansprüchen, die Suhrkamp habe. Das Buch erschien dann beim Wallstein-Verlag und wurde ein großer Erfolg. Sämtliche Kritiker priesen seine sprachliche Güte.

Der Verleger und das Manuskript, das ist eine fast mythische Beziehung. Der legendäre Verleger Ernst Rowohlt pflegte folgendes Verhältnis zu den Blätterstapeln: "Ich brauche mir ein Manuskript bloß auf den Kopf zu hauen, dann weiß ich, ob es was für mich ist."

Aber selbst das stellte sich nicht als unfehlbare Methode heraus. Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues" ließ sich Rowohlt entgehen. Bis heute wurde der Antikriegsroman mehr als 20 Millionen Mal verkauft.

Constanze Neumann, Lektorin bei Hoffmann und Campe, weiß von ausufernden Manuskripten, die bei dem Traditionsverlag am Alsterufer mitunter eintreffen. "Eines umfasste zwei Leitzordner; viele sind maschinen-, manche sogar handgeschrieben." Auch bei der 38-Jährigen gilt: Nur selten wird aus den unaufgefordert eingesandten Manuskripten ein Buch. "Und es kommt auch mal vor, dass wir vor einer Veröffentlichung intensiv an dem Manuskript eines etablierten Autors arbeiten", sagt Neumann.

Es ist oft ein weiter Weg zum Buch. Den vielstimmigen Abgesängen, den beredten Kulturpessimismen (oder frohlockenden Lobpreisungen digitaler Medien) zum Trotz: Das Buch ist und bleibt ein Liebhaberobjekt. Gerade als "echtes" Buch, das man im Gegensatz zum E-Book anfassen kann. "Es gibt ein kreatives Potenzial, das viele in sich spüren", sagt Angelika Wellmann.

Wer sein sprudelndes kreatives Schreib-Talent in die Form eines Buchs gießen möchte, ist beim Wettbewerb des Abendblatts genau richtig.