Wie Organisatoren beim Dockville-Festival in Wilhelmsburg mit den Regenmassen umgehen. Die Gäste lassen sich nicht unterkriegen.

Hamburg. Die einfachste Variante wäre vermutlich, nackt zum Dockville-Festival zu kommen. Dann könnte man sich Gedanken über von oben in die Stiefel laufenden Matsch und die Menge an Schmutzwäsche in der nächsten Woche sparen. Denn über Nacht hat sich das Festivalgelände am Reiherstieg-Hauptdeich in Wilhelmsburg in eine Seenplatte verwandelt. Wenn der Modder nur knöchelhoch steht, freut man sich. An wirklich kritischen Stellen reicht die Pampe nämlich bis kurz unters Knie.

Die Menge an Regen, die in kürzester Zeit gefallen ist, hat auch die Organisatoren kalt erwischt. Zwar rollen überall Radlader und Trecker umher, verteilen Rindenmulch, Sand und Kies, doch gegen die im Boden steckenden Wassermassen nützt das nur bedingt. Vor den Bühnen fehlen nur die Enten, dann wäre das wässrige Idyll perfekt. Die "Maschinenraum"-Zeltbühne ist dermaßen verschlammt, dass sie - zumindest am Freitag - gesperrt werden musste, mehrere Bands konnten trotz hektischer Neuverteilung des Programms nicht auftreten. Man hofft darauf, die Lage bis zum nächsten Tag stabilisiert zu haben.

Aber was ein echter Festivalgast ist, der lässt sich auch von übelwollender Wetterlage nicht unterkriegen: Schon am Freitagnachmittag scheinen sich die meisten Menschen mit der unfreiwilligen Matschpackung arrangiert zu haben. Wer leichtsinnigerweise keine Gummistiefel eingepackt hat, behilft sich mit Mülltüten, läuft barfuß oder ignoriert den sich durch alle Ritzen quetschenden Matsch einfach.

Wer es rechtzeitig schafft, seine Bollerwagen voller Zelte, Schlafsäcke und Bier durch den Schlamm zu schleifen, der hat noch reichlich Platz bei den ersten Bands, die nach zweistündiger Verzögerung auftreten. Das Hamburger Rap-Trio Eljot Quent lässt die Oberflächen der Pfützen mit mächtigen Beats erzittern und gibt so eine der Richtungen vor, die den Sound von Dockville 2011 bestimmen sollen: Deutscher Hip-Hop ist wieder da mit Chartsstürmern wie Casper und Marteria oder kleineren Lokalheroen wie Jales & Knopf, die die 90er-Jahre wieder aufleben lassen. Elektro-Punk von Egotronic ist ebenfalls als Party-Garant gesetzt.

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Internationale Indie-Rock-Bands wie Balthazar aus Belgien oder Those Dancing Days aus Schweden ziehen dann am Abend die Massen aus dem Schlamassel. Den Rahmenbedingungen haben sich die Dockville-Besucher längst angepasst - durch pure Ignoranz. Da lacht am Ende sogar ganz kurz die Sonne, geht unter und macht Platz für eine laute Nacht.