Die Hamburg Media School muss den Studiengang Journalismus umbauen. Die kostenpflichtige Ausbildung weckt nicht genug Interesse.

Hamburg. Dass 2011 kein leichtes Jahr für ihr Institut werden würde, ist den Verantwortlichen der Hamburg Media School (HMS) spätestens seit dem 18. Mai bewusst. An diesem Tag kam der Aufsichtsrat der Hochschule zusammen. Und erstmals nahm an der Sitzung auch die damals neue Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) teil. Sie forderte nach Angaben von Teilnehmern HMS-Geschäftsführerin Insa Sjurts auf, die Finanzen ihres Hauses in Ordnung zu bringen. Die Stadt sei nicht länger bereit, den Fehlbetrag auszugleichen, der durch den Mangel an privaten Geldgebern verursacht werde.

Zuvor hatte der Hamburger Rechnungshof moniert, dass die von der Stadt und Privatunternehmen getragene HMS zu 60 Prozent mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Eigentlich sollte der Staat nur für 40 Prozent der Kosten aufkommen. Zudem hatten die Rechnungsprüfer kritisiert, dass die vom Senat angestrebte Zahl von 150 Studierenden nie erreicht wurde. 2007, in ihrem bisher besten Jahr, studierten 110 junge Menschen an der HMS. Seither ist ihre Zahl rückläufig. 2009, das letzte Jahr, das der Rechnungshof untersuchte, waren es noch 100.

Besonders der Studiengang Journalismus gilt als Sorgenkind. Von 2007 bis 2009 ging die Zahl seiner Studierenden von 43 auf 37 zurück. Laut HMS sind es mittlerweile wieder 39. Aber auch das ist zu wenig: Nach Informationen des Abendblatts beschloss der Aufsichtsrat deshalb bereits im Mai, den Journalismusstudiengang in seiner jetzigen Form nicht fortzuführen. Er soll komplett reformiert werden.

Bisher werden die Studierenden in zwei Jahren zum Journalisten ausgebildet. Sie zahlen dafür 12 000 Euro. Am Ende ihrer Ausbildung erhalten sie den akademischen Grad eines Masters. Schon seit Längerem gilt der Studiengang als nicht konkurrenzfähig: Wer an einer staatlichen Hochschule Journalistik studiert, zahlt maximal 500 Euro Studiengebühr pro Semester. Angehende Journalisten, die sich bei Sendern und Verlagen ausbilden lassen, erhalten während ihres Volontariats gar ein Gehalt. Das gilt auch für die Absolventen der meisten Journalistenschulen.

An der HMS gibt es nun Überlegungen, anstelle des bisherigen Studiengangs ein sogenanntes Master-Volontariat anzubieten: Geplant ist, Regionalzeitungsverlage dazu zu bewegen, für ihre Volontäre Plätze an der HMS zu kaufen. Ein Jahr würden die Nachwuchsredakteure in ihren Redaktionen, ein weiteres Jahr an der Hochschule an der Finkenau ausgebildet. Auch während ihrer Zeit an der HMS sollen sie sich mit praxisbezogenen Projekten befassen, von denen ihre Heimatredaktionen profitieren. Die angehenden Journalisten wären Studierende und nicht Volontäre, was zur Folge hätte, dass sich die Verlage das Volontärsgehalt sparen.

Dennoch tut sich die HMS offenbar schwer, die Verleger vom Master-Volontariat zu überzeugen. Wie es in ihrem Umfeld heißt, wollen die Verlage ihren Redaktionsnachwuchs nicht ein ganzes Jahr zur HMS abordnen - praxisbezogene Projekte hin oder her. Zudem zieht bei vielen Zeitungshäusern auch der finanzielle Aspekt nicht. Sie bezahlen ihre Volontäre deutlich unter Tarif. Müssten sie statt für deren niedrige Gehälter für Studiengebühren aufkommen, wäre der Spareffekt überschaubar.

Am 30. August wird der HMS-Aufsichtsrat entscheiden, wie es mit dem Journalistenstudiengang weitergeht. Eine Zustimmung zum Master-Volontariat wird es nur geben, wenn so dauerhaft eine bestimmte, von dem Kontrollgremium bereits im Mai festgelegte Zahl von Studienplätzen garantiert werden kann.

Offiziell will sich die HMS mit Rücksicht auf die bevorstehende Aufsichtsratssitzung nicht zu dem Thema äußern. Interessenvertreter der Schule sagen aber, unter dem Begriff Master-Volontariat werde noch ein weiteres, von Geschäftsführerin Sjurts entwickeltes Modell diskutiert. Offenbar geht es dabei darum, angehenden Führungskräften, die an der Schnittstelle von Redaktion und Management sitzen, eine exquisite crossmediale Journalistenausbildung zuteil werden zu lassen.

So oder so, der Einsatz ist hoch: Sollte keine Lösung gefunden werden, ist nicht auszuschließen, dass der Studiengang Journalismus ersatzlos gestrichen wird. Dann hätte die HMS nur noch 60 Studierende - in den Fächern Film und Medienmanagement. Und ob sich der Senat in Zeiten knapper Kassen eine so kleine Zwerghochschule leisten will, die zudem noch ein Finanzierungsproblem hat, ist äußerst fraglich.