Jörg Schröder bietet einen Kunst-Vermietungs-Service an. Morgen Abend stellt er sein Konzept und die Künstler vor

Bildwerk-Rohr. Kunst muss zu den Kunden, meint Jörg Schröder, der dafür sorgen will, dass Werke Hamburger Künstler ihr Publikum finden. Manchmal scheitert das aber an den Kosten, denn Kunst hat ihren Preis. Schließlich können Künstler, die von ihrer Arbeit leben, ihre Werke nicht verschleudern. Warum also nicht mieten? Die Kosten sind überschaubar, die Konditionen fair, und am Ende ist Künstlern und Kunstliebhabern geholfen. "Die Idee, Kunstwerke zu vermieten, ist zwar nicht von mir, aber ich biete erstmals einen Komplettservice an", sagt Schröder, der im Dezember 2010 seine Firma Bilderwerk eröffnet hat.

Geschäftsräume hat er nicht, jedoch ein Internetportal, auf dem man sich das Programm anschauen kann. Vor einem Dreivierteljahr begann es mit sechs Künstlern, jetzt sind es mehr als 20, die ihre Werke zur Miete offerieren. Schon ab 29 Euro im Monat ist man dabei. "Natürlich kann man Kunst auch kaufen, aber für viele Kunden ist der Mietservice interessant, weil er auch die Möglichkeit bietet, die Motive von Zeit zu Zeit zu wechseln", sagt der Galerist, der nicht nur Privatpersonen, sondern auch Büros, Praxen, Behörden, Krankenhäuser und Altenheime im Blick hat. Die Ansprüche sind unterschiedlich, das Angebot ist es auch. Bilderwerk offeriert sowohl Fotomotive und Kunstdrucke, aber auch Originale.

Wer will, kann sich beraten lassen, wer sich für ein Werk entscheidet, dem wird es ins Haus geliefert, die Aufhängung inklusive der Bilderleisten ist inbegriffen. Wenn es auf Dauer gefällt, kann man es auch erwerben, wenn nicht, gibt man es zurück. Die Flexibilität und die Gewissheit, sich nicht dauerhaft entscheiden zu müssen, machen den Charme der Geschäftsidee aus.

Zu den Künstlern, die sich an dem Projekt beteiligen, gehört auch Inken Rohr, die sich auf Hamburg-Motive spezialisiert hat. Die 52-Jährige behauptet sich schon lange im schwierigen Kunstbetrieb. 1995, als sie noch ganz am Anfang stand, stellte sie ihre realistischen und naturalistischen, manchmal auch abstrakten Bildkompositionen auf der inzwischen legendären Abendblatt-"Kunst-Treppe" im Hanse-Viertel aus.

Heute hat sie sich ganz dem Realismus verschrieben und beschäftigt sich gern mit Hamburg-Motiven. Ihre Acryl-Bilder zeigen vertraute Ansichten, Hamburg, wie man es mag: Kräne und Containerbrücken, riesige Schiffe, vor denen die Schlepper spielzeughaft klein wirken, die backsteinrote Speicherstadt oder die weiße Fassade des klassizistischen Altonaer Rathauses vor abendblauem Himmel. Inken Rohr führt auch Auftragsarbeiten aus, malt Motive nach den Wünschen ihrer Kunden, oft bilden Fotografien die Vorlage.

An der Gertigstraße, unweit von Kampnagel, betreibt sie ein kleines Geschäft in einem sich auf mehrere Läden erstreckender Verkaufspavillon mit dem Charme der 50er-Jahre. Bildwerk-Rohr heißt ihre Firma, was zufällig ganz ähnlich klingt wie Jörg Schröders Bilderwerk Hamburg. "Auch durch diese Namensähnlichkeit sind wir aufeinander aufmerksam geworden", sagt Inken Rohr, die Schröders Vermarktungsidee gut findet. Nicht zuletzt für jene Künstler, die noch nicht etabliert sind oder sich von ihren Galerien nicht ausreichend vertreten fühlen.

Morgen Abend laden Inken Rohr und Jörg Schröder Interessenten zu einer Vernissage ins Bildwerk-Rohr ein: Dann ist eine kleine Ausstellung mit den Werken der an dem Projekt beteiligten Künstler zu sehen, die meisten werden anwesend sein. Dann lässt sich gut über Kunst reden. Und wem eines der Werke besonders gut gefällt, der kann es sofort mitnehmen. Vielleicht nicht gleich zum Kauf, sondern für wenig Geld erst einmal zur Miete.

Vernissage Do 11.8., 18.00-22.00 bildwerk-rohr (Bus 172, 173), Gertigstr. 63; Infos im Internet: www.bilderwerk-hamburg.de