Eine Glosse von Iris Hellmuth

Ganz ehrlich: Würden Sie es tun? Das Bild eines Künstlers zu sich nach Hause lassen - und dann wieder wegschicken, nach ein paar Wochen, weil es ohnehin nur eine Liebe auf Zeit war? Ein bisschen seltsam klingt es ja, wenn Künstler ihre Werke vermieten - so als wäre Kunst tatsächlich etwas, das man sich kurz mal leiht und dann wieder hergibt.

Vielleicht erscheint es aber auch dann erst seltsam, wenn man es mit den darstellenden Künsten vergleicht - oder haben Sie wirklich schon mal darüber nachgedacht, einen Künstler des Thalia-Theaters zu buchen? Der könnte Ihnen abends zum zünftigen Erbseneintopf ein paar Stunden den Woyzeck geben und über Vor- und Nachteile der einseitigen Ernährung durch Hülsenfrüchte referieren. Oder Silvia Azzoni, Erste Solistin des Hamburg Balletts. Die könnte man zur Einweihung des Gartenteichs mieten, ihre "Kleine Meerjungfrau" tanzt sie ja so zuckersüß, das kommt bestimmt gut an bei den Nachbarn.

Und nicht zu vergessen: die Ballkünstler. Diese offenherzig käufliche Zunft, die eignet sich bestimmt hervorragend. Zum einen sind die Rahmenbedingungen der Anmietung schnell geklärt ("Du hast Vertrag"), zum anderen wird die Verpflegung einfach und günstig - Gras fressen ist wunderbar im eigenen Garten möglich. Nur das Tablett tragen sollten sie nicht. Die fallen doch so leicht.