Der Hamburger Henning Mehrtens hat die “Teenage Superfreaks“ erfunden, nun stellt er seine gezeichneten Geschichten in Hohenfelde vor.

Comic Room. Jeden Freitag um 23.23 Uhr schlägt seine Stunde. Dann verwandelt sich Henning Mehrtens in den Entertainer und Conferencier Horst J. Gonzales. Seit fünf Jahren führt er als Moderator auf der kleinsten Bühne der Welt, dem Treppenabsatz in der Hausbar des Schmidt-Theaters, durch die Karaoke-Show. Motto: "Jeder Ton, (k)ein Treffer." Ob Kiez-Touristen oder Stammgäste, an der Seite von Horst J. Gonzales werden auch Gelegenheitssänger einen Song lang zu Superstars.

Außerhalb des Schmidt, in dem der studierte Schauspieler als Saalchef arbeitet, haben es ihm Superhelden angetan. "Spider Man", "Iron Man" oder "X-Men". Fiktive Figuren mit meistens übermenschlichen Fähigkeiten. Mehrtens - Lieblingsbeschäftigung: Comics, Kino und neuerdings Kind - hat seine Ader als Comic-Autor entdeckt. "Ich bin von jeher Konsument und Sammler", so der 33-Jährige. An diesem Sonnabend feiert Mehrtens mit einer Release-Party Premiere seines Projekts: Im Comic Room in Hohenfelde stellt er mit dem Zeichner Christopher Kloiber, 24, die "Teenage Superfreaks" vor.

So lautet der Titel der bereits auf fünf Hefte mit jeweils 36 Seiten angelegten Serie, Startauflage je 1000 Exemplare. Der einleitende Zusatz "Plem Plem Productions und Checklist Comics präsentieren ..." lässt ahnen, dass das Duo Mehrtens/Kloiber zur Parodie neigt. Müssen sich Superhelden und Popkultur nun vor den "Teenage Superfreaks" in Acht nehmen?

Diese Comics handeln von sechs Teenagern in der Pubertät. Sportskanone, Bücherwurm, Mauerblümchen - alles Archetypen und Freaks, wie man sie aus der Schule kennt. Als Heranwachsende in der Stanley Lieber Highschool entwickeln sie Superkräfte, die sich aus den Veränderungen in der Pubertät ergeben. Aus Akne wird Supereiter, aus Scham entwickelt sich eine Schattenspringerin, aus Stolz resultieren plötzlich übermenschliche Kräfte. Auch das Sexuelle darf nicht fehlen: "Eine männliche Hauptfigur verwandelt sich immer in ein Tier, wenn sie sexuell erregt ist - und es geschieht ein Mord", gewährt Mehrtens Einblicke in seine Fantasie. Das ist dann ein idealer Cliffhanger, um - verkaufsfördernd - die Spannung fürs nächste Heft aufzubauen.

Doch noch setzt das "Indieundergroundcomicdreamteam" (selbstironische Selbstbezeichnung) auf Individualität: Bei der Party, die selbstredend auch Signierstunde ist, sind außer der regulären Ausgabe und zwei Editions-Varianten auch Blanko-Cover zu erwerben. Kloiber wird sie nach den Wünschen der Käufer bebildern und so aus jedem Exemplar ein Unikat machen.

Dafür reist der Zeichner eigens aus München an. Wie die beiden trotz der Entfernung zusammenkamen? "Wir kannten uns aus einem Internetforum mit Panini-Comics", erzählt der Hamburger Mehrtens. Sie erkannten ihre Vorliebe fürs Superhelden-Genre, und Mehrtens wagte in einem Online-Strip einen satirischen Blick. Bis Kloiber fragte: "Hast du nicht Lust, einen eigenen Superhelden-Comic zu machen?" Nach fast drei Jahren ist es nun so weit. "Eigentlich ist es ein Fan-Projekt", sagt Mehrtens. Beide machen es nebenbei. Und schrägen Humor erlebt Mehrtens ja schon allabendlich im Schmidt.

Release-Party Teenage Superfreaks Sa 23.7., 11.30-16.00, Comic Room (U Wartenau), Güntherstr. 94, Eintritt frei; www.whoacomics.de