Ein Auszug aus dem Buch "Walküre in Detmold" von Ralph Bollmann: "Hier ist das Publikum endlich so,wie es sich Laien immer vorstellen. Schon beim Betreten des Foyers fallen mir die Pelzmäntel auf, Damen mit Betonfrisuren, Herren in eleganten Anzügen, das, was man sich auswärts unter Pfeffersäcken vorstellt. (...) Hamburg ist eine sehr gespaltene Stadt. Nirgends sieht man spätabends in der U- und S-Bahn mehr gestrandete Menschen als hier.

Nirgends in Deutschland wird Reichtum so demonstrativ zur Schau gestellt wie hier, nicht nur in den Elbvororten. Von wegen hanseatisches Understatement. Auch in Berlin sind nicht alle Leute arm, aber der Reichtum lugt nicht an allen Ecken hervor.

Hier in Hamburg prallt beides sehr direkt aufeinander. Und es ist klar, in welche dieser Sphären die Hamburgische Staatsoper gehört. Vielleicht lag es daran, dass der frühere Bürgermeister Ole von Beust die Institution auf Abstand hielt. Als 'Koalition der Opernbesucher' wurde sein Regierungsbündnis verhöhnt. Im Interview verwahrte er sich dagegen. 'Ohne mich damit brüsten zu wollen: Die Opernbesuche in meinem Leben kann ich an einer Hand abzählen. Zuletzt war ich in einer Barockoper, glaube ich. Sie war jedenfalls ziemlich langweilig.' Da war er wieder, der antielitäre Affekt.

Wer sich beim Volk beliebt machen will in Deutschland, der schimpft über Kultur oder belustigt sich über Professoren."