“Brautalarm“ persifliert derbe und zutiefst menschlich den Hochzeitskitsch in den USA. Besonders komisch: Hauptdarstellerin Kristen Wiig.

Zugegeben: "Brautalarm" klingt nach konventionellem Komödienmaterial auf Schreckschrauben-Niveau. Und der Name ist zudem irreführend. Denn in Paul Feigs Film schlägt weniger die Braut Alarm, sondern ihre Jungfern tun es. Der englische Titel ist da schon wesentlich passender: "Bridesmaids".

Annie, die ihr Leben nur sehr bedingt auf die Reihe kriegt, gerät über die Aufgabe, die Hochzeit ihrer besten Freundin Lillian vorzubereiten, in eine Sinnkrise. Sie muss nicht nur eine Hennenparty für eine sexuell frustrierte Mutter, eine schrankstarke Amazone und ein schüchternes Reh organisieren. Sie bekommt auch noch verschärfte Konkurrenz durch Becca, die die Braut als neue Busenfreundin entdeckt hat und eine perfekte Trauung inszenieren möchte. Die Waffen der Frauen, in dieser Screwball-Komödie werden sie geschliffen aufs Feld geführt.

Der beschleunigte Irrsinn von Kumpel-Filmen wie "Hangover" wird in "Brautalarm" auf den weiblichen Geschmack zugespitzt. An einem Ende der Skala stehen Fäkalwitze, am anderen hüpfen Hundewelpen als offensichtliches Zugeständnis an das Niedlichkeitsbedürfnis der Zielgruppe. Das dürfte so manchem zu viel sein. Doch das extrem Charmante liegt im Dazwischen, in seiner Menschlichkeit.

Annie scheint die Einzige zu sein, die um die verkitschten Heiratsrituale nicht herumtanzt wie um das goldene respektive rosa Kalb. Natürlich ist der Film auch eine Persiflage auf den American Way of Life. Sein größter Pluspunkt ist allerdings, dass da angenehm echte Frauen im Kino zu sehen sind. Falten, Polster, Exzentrik - alles da, wunderbar. Und wenn die Damen bei der Kleiderprobe einer kollektiven Essenvergiftung anheimfallen, tropft der Schweiß quasi von der Leinwand.

Mit US-Komödiantin Kristen Wiig als Annie ist eine Schauspielerin zu erleben, die kein bis zur Starre gebotoxtes Gesicht hat. Ihre Mimik und ihr Slapstick-Talent sind herzerfrischend. Und das Prinzip, dass der Weltschmerz, das Derbe und Peinliche nicht den Männern vorbehalten sind, verkörpert sie sehr glaubhaft. Ohnehin ist "Brautalarm" bis in die Nebenrollen bestens besetzt. Jon Hamm, als "Mad Man" Don Draper mittlerweile Chauvi-Prototyp, brilliert als vor Egomanie strotzender Anti-Frauenversteher. Seinen Gegenpart spielt der Ire Chris O'Dowd. Der Comedian, den Briten aus der Sitcom "The IT Crowd" kennen, gibt einen Polizisten mit großem Anlehnungsfaktor.

"Brautalarm" ist Beblockbusterung erster Güte. Wer sich im Kinosessel von jeglichen Arthouse-Gedanken verabschiedet, wird damit belohnt, sehr häufig sehr laut lachen zu können.

Bewertung: empfehlenswert

Brautalarm USA 2011, 125 Min., ab 12 Jahren, R: Paul Feig, D: Kristen Wiig, Maya Rudolph, Rose Byrne u. a., täglich in allen Hamburger Cinemaxx- und UCI-Kinos; www.bridesmaidsmovie.com