The Ricky Kings haben mit “Holy Fish Rain“ eine spelunkige Platte aufgenommen, das van ersoffen Klingendes aus Irland erinnert.

"Stoß mich einfach in den Dreck", verkündet eine Stimme, nachdem sie eine ganze Weile auf Französisch gesungen hat. Die Musik dazu könnte aus einer Spelunke nach draußen schwappen, auf einem ramponierten Jahrmarkt oder zu einem skurrilen Stummfilm gespielt werden. Es kratzt und wabert die Gitarre. Dunkel hackt das Klavier seine Melodie. Und das Schlagzeug hupft und schlurft in schönster Beiläufigkeit. Alles rumpelt herrlich ineinander.

Die Aufforderung mit dem Dreck klingt natürlich nicht sonderlich angenehm. Und doch ist die Zeile symptomatisch für den Sound des Hamburger Quartetts The Ricky Kings. Auf ihrem neuen, zweiten Album "Holy Fish Rain" feiern die vier nicht den sauber glänzenden Schein, sondern raspeln gehörig an der Oberfläche. Und das auf Englisch, Deutsch, Französisch und etwas, das sich stark nach Russisch anhört. Vielleicht streuen sie aber auch ein ums andere Mal reine Fantasie-Sprache ein.

Kreativ zeigt sich die Combo jedenfalls in der Gestaltung ihrer Liedtitel, die wie gewürfelte Worte anmuten: "Jackpot Taxi Land", "Hot Stone Coffee" oder "Spider Wave Jacket" lassen die Assoziationsmaschine rotieren.

Der Blues, dieses grollende Tier, ist in den Songs häufig auszumachen. Doch auch das Chanson, der Swing und der Punk führen ihr nur ansatzweise gezähmtes Eigenleben in den Liedern der Ricky Kings. Das Instrumental "Blue Shine Dancing" ist eine astreine Nummer, um die Menge beim Tanztee zum Rock'n'Roll zu animieren, das darauf folgende Stück "Dirty Bone System" lädt eher zum Pogo. Und "Tyajolaya Utrati Zdaniy" schwelgt als melancholischer, rauer Walzer dahin.

In Anlehnung an versoffen Klingendes aus Irland ließe sich die Musik der Ricky Kings vielleicht als Hamburg-Folk beschreiben. Dass sich das Genre letztlich aber nicht genau festschreiben lässt, passt zu der Tatsache, dass diese musizierenden Männer auf die Nennung ihrer Namen verzichten. "Einer ist Swing-Tänzer, ein anderer Erfinder, der Dritte Koch und der Vierte spricht mit leiser Stimme" erläutert Ale Dumbsky, Experte des Subversiven, im Info-Blatt. Auch ob sich die Band nach dem Raststatter Gitarristen Ricky King alias Hans Lingenfelder benannt hat, dessen Stil sich an den 50ern und 60ern orientiert, ist nicht überliefert.

Fest jedenfalls steht ein Credo, das The Ricky Kings singend heraufbeschwören: "Aber ich bleib nicht stehen / ich will immer weiter geh'n."

The Ricky Kings: "Holy Fish Rain" (Dian Rec.)