Wer Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte studiert hat, muss leidensfähig sein, neugierig oder beides. Bei Roger Willemsen, 55, darf man vermuten, dass "beides" die richtige Einschätzung ist. Dem Autor und Moderator blieb angesichts seines Wissenshungers auf dieses, jenes und anderes nie etwas anderes übrig, als wild entschlossen und mit einer großen Dosis Hornbrillenträger-Humor von einem Thema zum nächsten zu vagabundieren.

Willemsen, gebürtiger Bonner und seit vielen Jahren Wahlhamburger, war schon Nachtwächter, Reiseleiter, Museumswärter, er hat als Übersetzer gearbeitet und seine Doktorarbeit über Musil geschrieben. Er legt Jazz-Platten fürs Radio auf, dreht TV-Filme und beobachtet das große Ganze für Magazine. Das ganz große Ganze, die Welt, hat er in den vergangenen Jahren immer wieder mit eigenen Augen, aus dem ganz eigenen Blickwinkel betrachtet. Heute berichtet er beim Schleswig-Holstein Musik Festival davon, bei einer Lesung mit Musik aus seinen Reisegeschichten im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater.

Zu gern hätten wir Willemsen zur Abrundung dieser Charakterbesichtigung dazu befragt. Wie es denn so ist, ständig auf Achse, mal hier, mal dort. Aus dem Koffer leben, sonderbares Zeug essen. Menschen besser begreifen, auch wenn man sie oft überhaupt nicht versteht. Vielleicht ja sogar gerade deswegen? Ging leider nicht. Er war nicht erreichbar, weil unterwegs.