Liao Yiwu, geboren 1958 in Sichuan, ist als Autodidakt zur Literatur gekommen. Seine Familie litt unter Maos Politkampagnen und der Kulturrevolution. Nach der Schule arbeitete er als Koch und als Lastwagenfahrer und reiste dabei durch China. Er war bald einer der bekanntesten Dichter der jüngeren Generation in China, steht aber, weil er in Untergrundzeitschriften veröffentlichte, seit 1987 auf der schwarzen Liste. Seine Werke werden nicht gedruckt, sie kursieren in China aber in großem Stil als Raubdrucke. 1990 wurde er zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Während der Haft versuchte Liao zweimal sich umzubringen. Und er lernte von einem alten Mönch das Spielen auf der Bambusflöte Xiao. Nach seiner Zeit im Gefängnis war Liao auch als Straßenmusiker unterwegs. Damals entstand die Idee zu den Gesprächen mit Menschen aus Chinas Unterschicht, die dann im Buch "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser" erschienen sind. Im September 2010 konnte er überraschend nach 15 Jahren Ausreiseverbot nach Deutschland kommen. Die Literaturfestivals in Berlin und Hamburg sowie das Hamburger Abendblatt hatten ihn eingeladen; seine erste Lesung im Westen fand damals im Hamburg Museum statt.

Liaos Werke sind auch in den USA, in Taiwan und Australien verbreitet. In Deutschland wird der Fischer Verlag in Kürze sein Buch "Für ein Lied und hundert Lieder" veröffentlichen.