Bildhauerei, Malerei, Design: In der Jahresausstellung der HFBK präsentieren sich die Künstler und Künste im Entstehungsprozess.

HFbK. Bei der Jahresausstellung der Hochschule für bildende Künste (HFBK) zum Ausklang des Sommersemesters riecht es nach Farbe. Sie dringt aus den frisch gestrichenen Wänden der Ausstellungsräume, in denen die Studenten ein vielfältiges Spektrum aktueller Arbeiten zeigen. Hier herrscht ein großes Durch- und Nebeneinander von Bildhauerei, Malerei, Grafik und Typografie, Design und Fotografie, Bühnenraum und Film.

Die Farbe dringt aus den Fußböden; Reinigungsmittel, Farbreste, Kleckse und Flecken auf den Hosen und Hemden. Künstler im Prozess lassen sich hier beobachten, und das im doppelten Sinne. Da wären der Prozess des Arbeitens selbst, der Raum, in dem Kunst entsteht, mit Blick über die Kanäle, aber auch der Reifeprozess des Künstlers, wie er vom Studierenden zum Studierten wird, sein Stil sich schärft.

Das Spektrum der viertägigen Ausstellung ist enorm. Alle Studienschwerpunkte der Hochschule werden gezeigt, vom Dachboden bis in den Keller - und darüber hinaus: Selbst eine Wohnung in der Nähe der Hochschule wurde zur Galerie umfunktioniert. Dabei hängen, stehen, flimmern und liegen die Werke in den einzelnen Klassenräumen oft so, dass es schwer ist, einen gemeinsamen Schöpfer auszumachen.

Viele der Arbeiten tragen bereits eine unikale Handschrift. So wie die Gemälde von Fernando Vivas Márquez, dem gebürtigen Spanier mit den tätowierten Unterarmen, der in seinem Raum sich wiederholende Charaktere zeigt, die sich durch stilistisch enorm kontrastreiche Werke ziehen. So wie das Gemälde "Juliette", dessen sexualisierter Subtext sich in einer lasziven Handbewegung ins Dekolleté und im Namen des Porträts andeutet, der einem Roman vom berüchtigten Marquis de Sade entnommen ist. Doch Nando Vivas malt auch anderes: schrill, grell, bissige Hunde mit exponierten Geschlechtsorganen, Lowbrow-Nähe, Jugendstil mit Neonröhren dahinter.

Interessant auch Fabian Wendlings Bühnenraum-Kunst, bei der das Interieur eines Klassenraums eingepackt und zusammengestaucht in riesigen Industrieverpackungen steckt, die sonst in Schiffscontainern verwendet werden. Die Schränke und Tische, sie scheinen verschwommen durch das erleuchtete Kunststoffmaterial. Oder drei rund gerahmte Fotos mit dem Titel "Stein, Papier, Schere" der Künstlerin Nina Hollensteiner. Durch die Art der Präsentation wird suggeriert, dass man die Abbildung der Hände beliebig drehen kann, um die Bedeutung zu ändern. Je nach Blickwinkel kann "Papier" - die ausgestreckte Hand - als Ausschnitt eines Nazigrußes, einer Segnung oder einfach im Sinne des Titels als Spiel gelesen werden, das entscheidet, wer heute den Abwasch macht.

Für das Projekt "Agriculture and the City" entwickeln HFBK-Studierende zusammen mit dem österreichischen Designer und HFBK-Gastprofessor Dr. Harald Gründl Strategien für eine urbane Landwirtschaft, die den Fokus des Design-Studiums von Konsum in Richtung einer sozialen Nachhaltigkeit verschieben. Und vom Projekt "City Types - die Stadt als Schreibfläche" derweil haben Facebook-affine Menschen schon gelesen, denn das Bild wurde an unzähligen Stellen im sozialen Netzwerk gepostet: Aus dem Real-Markt an der U-Bahn Feldstraße wurde durch Hinzufügen einiger Buchstaben "Surreal". Und sofort entwickelt sich ein Kommentar auf die Stadtentwicklungsmisere Hamburgs. Die Kunstwerke sind in der ganzen Stadt zu sehen und bleiben da, solange Wind, Wetter, Tiere und Diebe sie hängen lassen.

Jahresausstellung der HFBK 2011 Eröffnung 6.7., 18 Uhr, Ausstellungsdauer 7.7.-10.7., täglich 14-20 Uhr, studentische Führungen täglich 15 Uhr, Do, Fr auch 18 Uhr, Aulavorhalle der HFBK, (U-Mundsburg), Lerchenfeld 2

Agriculture and the City 20.7.-14.8., Di-So, 10-18 Uhr, IBA Dock, Am Zollhafen 12