Gustav Peter Wöhler & Band stellten die Fliegenden Bauten auf den Kopf. Rockerbube Wöhler heizte trotz seines verletzten Knies ordentlich ein.

Hamburg. Rockerbuben weinen nicht. Gustav Peter Wöhler ist beim Konzert in den Fliegenden Bauten ein tapferes Vorbild für alle, die allzu schnell über ihr Schicksal jammern. Trotz seines verletzten Knies tritt er auf und kickte sein neues Programm "Boys Don't Cry" mit dem Warm-up zu "Thank You For The Days" von den "Kinks" an. Zuvor zeigt er zum Beweis bleiche Wade und verbundenes Knie. Der Meniskusriss, zugezogen beim Musicalspielen, hindert den Sänger jedoch nicht am Entlangtigern, Wampeschütteln und Warmtanzen an der Rampe. Drei Stunden lang bleibt Wöhler bei seinen Cover-Songs mit der fulminanten Band am Ball. Das tobende Publikum lässt ihn nicht ohne Zugaben und Beifallskundgebungen von der Bühne.

Der Mann mit dem offenen Faible für Männer legt sich nur zu bereitwillig mit ihnen an. Er frotzelt über die Sprüche des Band-Machos und provoziert Herren in der ersten Reihe mit Sheryl Crows Frage "Are you strong enough to be my man?" Im Programm dominieren Wöhlers persönliche Favoriten, die er mit Anekdoten und Erinnerungen ironisch kommentiert. "Das Konzert von The Cure 1978 in der Scala in Herford und 'Boys don't Cry', damals noch kein Hit, haben mich auf meinen richtigen Weg gebracht." Er spannt den Bogen von Joni Mitchell und Lou Reed über Billy Joel und Sting zu André Heller und Udo Lindenberg.

Wöhler wechselt zwischen konzentrierten Balladen und den "Hüpfern", zu denen er im Takt schaukelt, die Arme schwingt und springt. Er singt mit Totaleinsatz, trifft das Besondere der Songs, macht sich die Lieder aber zu eigen: Sie sind unverkennbar Wöhler - auch dank seiner ausgefuchsten Begleiter Olaf Casimir (Bass), Kai Fischer (Piano) und Mirko Michalzik (Gitarre). Kreiselt sich Wöhler in den Hintergrund, ist das für die drei "wunderbaren Kerle", wie er das eingespielte Trio lobt, ein Zeichen zum solistischen Brillieren.

Übrigens hat es der Gustav nicht beim Entblößen der Waden gelassen. Sein Hemd hat sich der Sänger jedoch zum Leidwesen seiner Hardcore-Fans ("Mach dich nackig!") nicht vom Leib gerissen, blieb sogar beim entfesselten Röhren von Steve Millers "The Joker" standhaft. Jedenfalls hat Wöhler den meisten Männern etwas voraus: Er kann nicht nur fabelhaft singen, sondern auch über sich lachen.