Der Konzeptkünstler Dieter Meier, der sich selbst einen “Individual-Anarchisten“ nennt, stellt in der Sammlung Falckenberg aus.

Wahre Kunst macht nicht halt vor Genregrenzen. Auch wenn der Begriff Multitalent schon reichlich ausgelutscht erscheint: auf Dieter Meier trifft dieses Unwort zu. Der Züricher mit der Dalí-haften Grandezza, Schnurrbart, Gelfrisur und dem klassischen Halstuch als Erkennungszeichen wurde in den 80er-Jahren neben dem stoischen Boris Blank als die exzentrischere Hälfte des Duos Yello bekannt, die dem Elektro-Pop weltweit entscheidende Impulse verpassten. "Oh Yeah" von 1985 ist besonders im Gedächtnis geblieben, aber auch "The Race", dem die beliebte Musikvideosendung "Formel Eins" ihre Titelmelodie entlehnte.

Meier, der sich selbst einen "Individual-Anarchisten" nennt, unterhält in einem zweiten Leben eine Existenz als Situationist. Mit Aktionen auf öffentlichen Plätzen trat er in einen regen Diskurs mit Passanten. All das hat er ausführlich dokumentiert und archiviert und stellt es nun in Hamburg aus. Vom 24. Juni bis 11. September ist die Ausstellung "Dieter Meier: Works 1969-2011 And The Yello Years" in der Sammlung Falckenberg in Harburg zu sehen.

Meier ist angeblich in all seine Disziplinen als Dilettant eingestiegen

Auf drei Stockwerken der großzügigen Hallen sind frühe Experimentalfilme und Konzeptkunst platziert. Darunter Prints von Aktionen, Serien mit Bice Curiger und rätselhaften Experimenten, außerdem eine Arbeit des Hamburger Experimentalfilmers Peter Sempel.

Der 1945 geborene Bankierssohn Meier hat seine Aktionen meist penibel vorbereitet und terminiert. Da konnte es passieren, dass er zu einer Filmvorführung einlud, bei der die Gäste dann zehn Minuten ein weißes Blatt Papier anstarrten. In New York hat er sich auch schon mal bewaffnet mit dem Schild "This man will not shoot" am Ausstellungseingang platziert. In ihrer vordergründigen Banalität laufen seine Aktionen der Erwartungshaltung der Zuschauer radikal zuwider und spielen mit elitären Kunstansprüchen.

Ergänzt wird die Schau um etliche Yello-Musikvideos, von denen viele längst zu Klassikern geronnen sind. Meier hatte sich als Theaterautor versucht und stellte bereits 1972 auf der Documenta aus. Als der Erfolg von Yello immer mehr abebbte, verlegte sich Meier auf seine Talente als Performance-Künstler, erfolgreicher Pokerspieler, Biofarmer in Argentinien, Besitzer des Züricher Edelrestaurants Bärengasse, Großaktionär und Mitglied der Schweizer Golf-Nationalmannschaft. Meier kokettiert damit, dass er in die meisten Disziplinen als Dilettant eingestiegen sei. "Der Situationismus erklärt Situationen des realen Lebens zur Kunst. Meine Dinge tanzen immer auf der klar definierten Ebene der Künstlichkeit", sagt Meier. Aber sie tanzen. Und das ist, es, was zählt.

Dieter Meier: Works 1969-2011 And The Yello Years bis 11.9., Sammlung Falckenberg (S Harburg), Wilstorfer Straße 71, Tor 2, Führungen Mi 18.00, Sa 15.00, So 12.00 und 14.00, Anmeldung und Info: www.sammlung-falckenberg.de