Hamburg. Die Stadt Hamburg habe ein starkes kreatives Potenzial, das jedoch massiv gefährdet sei. So lautet der Tenor der von der Kulturbehörde in Auftrag gegebenen Potenzialanalyse der Freien Tanz- und Theaterszene Hamburgs, die Theaterforscher Nikolaus Müller-Schöll in der ersten Sitzung des Kulturausschusses präsentierte.

In der 400 Seiten dicken Analyse, für die mehr als 130 Theatermacher, Gruppen und Funktionsträger befragt wurden, verweist Müller-Schöll auf schlechte Arbeitsbedingungen, unflexible Förderinstrumente und zu wenig Öffentlichkeit.

Der Projekt-Fördertopf von 300 000 Euro sei für die 1500 freien Künstler in Hamburg deutlich zu niedrig. Müller-Schöll forderte hier eine Aufstockung um kurzfristig 250 000 bis mittelfristig 500 000 Euro. Der Fonds Darstellende Künste hatte evaluiert, dass Künstler sich für ein Jahreseinkommen von durchschnittlich 11 000 Euro ausbeuteten.

Um Abhilfe zu schaffen und die Stadt Hamburg für Künstler wieder attraktiver zu machen, formuliert die Studie kurz-, mittel- und langfristige Reformansätze. Diese reichen von kostenneutralen Vorschlägen wie der Abschaffung des Eigenmittelanteils von 25 Prozent über die Einführung einer zweimaligen Antragsfrist, einer Koordination der Fristen für Stadtstaat und Bund und eines ausdifferenziertes Fördersystems, das den Nachwuchs und die Spitzenkräfte individuell berücksichtigt, bis zur Bereitstellung von kostenlosen Proberäumen. Kultursenatorin Barbara Kisseler hatte zuvor bereits signalisiert, die Studie als Arbeitsgrundlage sehr ernst zu nehmen. Die Ergebnisse sollen nun in die Haushaltsverhandlungen 2011/2012 einfließen.