Ein Kommentar von Annette Stiekele

Es hilft ja mitunter, Dinge, die man vermutet hat, mit dem Gütesiegel der Wissenschaft bestätigt zu sehen. Allein, es macht sie nicht besser. Die Ergebnisse der Potenzialanalyse der Freien Theater- und Tanzszene in Hamburg müssen wachrütteln. Hamburg ist ein Biotop der hoch qualifizierten Kunst und Kreativität. Viele Impulse gingen von hier aus. Doch ohne einen Ausbau ist dieses Biotop vom Aussterben bedroht.

Alle freien Theaterschaffenden und Tänzer rangeln um dieselben begrenzten Töpfe. Sie sind geknebelt von Bestimmungen, die ihnen eine Residenzpflicht, eine Premiere in Hamburg oder eine bestimmte Anzahl an Aufführungen auferlegen. Und sie können wegen fehlender Kontinuität der Förderung nicht im Voraus planen.

Dass es hier Versäumnisse gibt, zeigen Abwanderungen in andere Städte wie Berlin mit ungleich attraktiveren Förderbedingungen. Kultursenatorin Barbara Kisseler hat bereits geäußert, dass sie Hamburg wieder zu einer attraktiven Künstlerstadt entwickeln will, deren Strahlkraft sich nicht auf die von Hamburg Marketing so gepriesene Musicalszene beschränken soll. Die freie Szene bildet da neben dem subventionierten Stadttheater und dem geförderten Privattheater eine wichtige und unverzichtbare Säule. Die Zahlen und Vorschläge liegen auf dem Tisch. Nun ist die Politik am Zug.