Bei den womöglich letzten Lead Awards in Hamburg ist der Zeit-Verlag der große Sieger. Die Ausstellung dauert noch bis zum 14. August.

Hamburg. Natürlich war bei den Lead Awards der große Erfolg von "Zeit Magazin" und "Zeit Online" ein Gesprächsthema, die zusammen gestern Abend bei der Preisverleihung in den Deichtorhallen fünf Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen abräumten. Auch über den nach wie vor wachsenden Einfluss des Internets auf die Branche wurde gesprochen. Doch über allem schwebte die Standortfrage: Wo werden die Lead Awards künftig verliehen?

Diese Frage wurde bereits am Vormittag auf der Pressekonferenz erörtert, auf der eigentlich die Ausstellung "Visual Leader" im Haus der Photographie in der südlichen Deichtorhalle vorgestellt werden sollte. Hier sind bis 14. August alle nominierten Arbeiten des Wettbewerbs zu sehen. Aber in seinen einleitenden Worten stellte der Kurator Ingo Taubhorn klar, wie wichtig es für den Verlagsstandort Hamburg sei, "dass die Lead Awards in Hamburg bleiben".

"Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass wir die Lead Awards woanders als in Hamburg machen", beruhigte Markus Peichl, der Vorsitzende der Lead Academy, die den Wettbewerb veranstaltet. Doch er sagte auch, dass der Etat, mit dem die Veranstaltung in den Deichtorhallen auskommen muss, nur ein Zehntel der Summe betrage, die dem Art Directors Club Deutschland bei der Ausrichtung seines Werberfestivals in Frankfurt zur Verfügung stünden. Und er räumte ein, dass es auch Kostengründe waren, weshalb das Lead Award Symposium dieses Jahr ausfallen muss.

Zuletzt hatte die Stadt ihren Zuschuss zu dem Zeitschriftenpreis um 5000 auf 70 000 Euro gekürzt. Peichl will aber künftig klotzen statt kleckern. Für das kommende Jahr, wenn die Lead Awards zum 20. Mal vergeben werden, stellte er "ein zwei- bis dreitägiges Festival der Kreativität und Innovation" in Aussicht. Das dürfte nur in einer Stadt möglich sein, die sich finanziell weitaus stärker bei den Lead Awards engagiert, als Hamburg dies bisher tut. Angeblich soll Berlin Interesse an dem Zeitschriftenpreis bekundet haben. Wenn sich der Senat, der sich voraussichtlich morgen mit der Lead Academy treffen wird, nicht zu einem stärkeren Engagement durchringt, dürften die Lead Awards weiterziehen. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Immerhin sitzen die Verlage, die in zentralen Kategorien bei den Lead Awards ausgezeichnet werden, wie etwa der Zeit-Verlag, immer noch in Hamburg. Dumm nur, dass die Redaktionen des Zeitungshauses, dessen Titel gestern mit Preisen überschüttet wurden, längst nach Berlin verzogen sind. Das "Zeit Magazin", das zum LeadMagazin des Jahres gekürt wurde, wird ebenso in der Hauptstadt produziert wie "Zeit Online", das sich fortan WebMagazin des Jahres nennen darf. "Das 'Zeit Magazin'", sagt Peichl, "besitzt alles, was guten Magazinjournalismus in seiner ganzen Vielfalt ausmacht: Leute, die Stil, Mut und Fantasie haben. Leute, die schreiben können. Leute, die fotografieren und gute Fotos beurteilen können. Es ist das Heft, das momentan im Magazinjournalismus weit voraus ist." Und zu "Zeit Online" fällt ihm ein: "Es ist das klarste, übersichtlichste Webmagazin, das es momentan gibt."

Das Newcomer-Magazin des Jahres, "I Like My Style" des ehemaligen Kulturchefs der "Welt am Sonntag" Adriano Sack, gab es einst nur online. Es hat sich aus einer Webcommunity heraus entwickelt. Und die Zeitschrift "Circus", die bei den Newcomern Platz drei belegt, versteht sich als "Blogazine", weil sie das Beste aus Online-Blogs zusammenträgt. Da beide Titel sich auf die Internetgemeinde verlassen, stehen sie laut Peichl für einen neuen Trend: "Der Journalist wird zum Kurator."

In der Werbung führt die gestiegene Bedeutung von Online dazu, dass die Lead Awards nur noch Kampagnen unabhängig vom Medium auszeichnen. Die Siegerkampagne der Jeansmarke Diesel setzt allerdings ganz konventionell nur auf Anzeigen und Plakate. Vielleicht wird bei den 20. Lead Awards, wo immer sie auch stattfinden, eine Crossmedia-Kampagne ausgezeichnet.