Das Klassik- und Jazz-Fachgeschäft zieht im Juli um - ins Innere des Hanse-Viertels. Dennoch: der Umzug muss finanziell gestemmt werden

Hamburg. "Wenn kein Wunder geschieht, bedeutet eine Mieterhöhung das Aus von Hanse-CD, dem renommierten Plattenladen für Klassik- und Jazzfreunde." So begann am 9. März der Kulturaufmacher des Hamburger Abendblatts. Der Bericht über das drohende Ende des Fachgeschäfts im Hanse-Viertel an den Großen Bleichen rief viele empörte Kunden von Hanse-CD auf den Plan. 1500 bekundeten ihre Solidarität auf Unterschriftenlisten, Anrufe und Briefe erreichten die Redaktion, vor allem aber den Vermieter, den Hanse-Viertel-Betreiber ECE und dessen Chef Alexander Otto. Sie traten eine Diskussion los über den Wert kleiner, individueller Geschäfte in der Hamburger City.

Mit Erfolg: Denn nach neuen, plötzlich sehr konstruktiven Gesprächen sind die Schließungspläne vom Tisch. Das Geschäft kann Mitte Juli umziehen und sich auf der gleich großen Fläche des ehemaligen Schuhladens einrichten, im Inneren des Hanse-Viertels, an der Rotunde neben Schacht & Westrich. Der Vertrag ist unterschrieben, nur der Immobilien-Besitzer, die Allianz, muss noch zustimmen. Anfang August, freuen sich die Hanse-CD-Geschäftsführer Manfred Schüttler und Karin Busche, soll am neuen Ort eröffnet werden.

Dafür beißen sie in einen sauren Apfel: die hohen Umzugskosten. Denn auch die Kündigungen für die sechs Fachverkäufer sind zurückgenommen, die einmalige und von Kunden und Künstlern geschätzte Beratungskompetenz gerettet.

Sie alle sind noch immer gerührt: "Bis heute gibt es kein Gespräch, in dem wir nicht gefragt werden, wie's denn nun weitergeht. So viel Zustimmung und Unterstützung erfährt man selten im Leben", sagt Karin Busche.

"Vielleicht haben wir anfangs nicht gut genug verstanden, was die Bedürfnisse von Hanse-CD sind", räumt ECE-Öffentlichkeitsarbeiter Christian Stamerjohanns ein. Er hatte damals bereits gesagt, dass ein Laden wie Hanse-CD "Gold wert" sei für den Branchenmix in der Einkaufspassage. Offensichtlich setzt sich eine solche Sicht in einem großen Unternehmen wie ECE nicht automatisch durch. "Wir haben uns jetzt über die Standardverfahren hinausbewegt und auch Schmerzgrenzen überschritten", sagt Stamerjohanns.

Vielleicht ist dies ein Schritt in einem Lernprozess, an dessen Ende erkannt wird, dass es Einkaufspassagen nicht guttut, wenn sie nur abbilden, was es in der Innenstadt ohnehin schon überall gibt. Die Hanse-CDler schauen jedenfalls optimistisch in die Zukunft und hoffen jetzt darauf, dass ihnen alle, die für den Erhalt des Geschäfts gekämpft haben, auch am neuen Standort als Kunden erhalten bleiben.