50 Bands, darunter einige Stars, zehn Bühnen: Ende Mai lädt das Elbjazz-Festival in die HafenCity, zu Blohm + Voss und in den Hansahafen.

Hamburg. Der Vertrag mit Petrus sei unter Dach und Fach, beteuert das Veranstalterteam. Elfeinhalb Grad wärmer noch als gestern werde es am letzten Maiwochenende werden. Das sei vereinbart. Solange Petrus nicht Regen gießt über so viel charmante Frechheit, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen beim zweiten Elbjazz-Festival, dessen Erstausgabe sich exakt ein Jahr zuvor als der wohl schönste Kulturzuwachs für die Stadt 2010 erwies.

Das Programm ist mit gut 50 Konzerten auf zehn Bühnen mehr als opulent, ein paar Stars wie Charlie Haden, Paolo Nutini, Kurt Elling und Klaus Doldinger sind auch dabei. Doch die Prominenz der Musiker ist nicht die Hauptsache bei der Liebesgeschichte zwischen Hamburg, dem Hafen und dem Jazz, die Tina Heine und Nina Sauer im vergangenen Jahr mit glücklicher Hand in Szene setzten. Der Star sind die Spielorte - und die Musik.

Die Jazzjournalisten Götz Bühler und Klaus von Seckendorff, die als Berater fungieren und gestern das Programm vorstellten, können sich wie die übrigen Partner im Team, allen voran der Konzertveranstalter Karsten Jahnke, auch nach x Berufsjahren noch immer heftig begeistern für Klänge, deren Hersteller improvisierend ihre Zeit reflektieren. In diesem Jahr haben sie viele Musiker aus Norwegen und aus England eingeladen. Neben halbwegs arrivierten Künstlern wie Helge Sundes Denada Orchestra, Mathias Eick oder Sidsel Endresen holen sie viele bei uns noch kaum bekannte Jazzer und experimentelle Improvisatoren mit starker Idee, weil sie darauf vertrauen, dass sich Qualität im passenden Ambiente schon durchsetzen wird.

Und das Ambiente ist ja schwer zu toppen. Zehn Bühnen, konzentriert an drei Orten - Großraum HafenCity, Blohm + Voss, Hansahafen - konkurrieren um die Gunst des Publikums. Blohm + Voss öffnet neben zwei Open-Air-Bühnen diesmal auch die Pforten seiner ehrwürdigen Maschinenhalle II, die 1500 Besuchern Platz bietet. Hier spielt Charlie Haden mit dem Quartet West, hier soll die "Hafensinfonie" von Colin Towns und Theo Janssen für die NDR Bigband und Filmmaterial von 1925 bis 2011 ihre Uraufführung erleben.

Auch die Kantine des "Spiegels" mit ihrer historischen 60er-Jahre-Einrichtung wird kurz vor der Überführung ins Museum für Kunst und Gewerbe noch mit der Aura von Jazz und Jazzverwandtem aufgeladen. Als zweites Spielschiff neben der zauberhaften und akustisch umwerfend guten MS "Bleichen" sorgt in diesem Jahr erstmals die MS "Stubnitz", die einst die Verwandlung von Fischbeständen der Hochsee in volkseigene Mahlzeiten vorbereiten half, für Hafenflair. Und wer schon bei einer einfachen Elbquerung seekrank wird: Die "Stubnitz" macht für die Festivaltage am diesseitigen Elbufer fest.

Unter den 53 Bands und Einzelkünstlern - von Azymuth bis Zanussi Five - wollen sich manche auch auf neue Begegnungen und Sessions einlassen. So ist ein erstes Zusammentreffen zwischen dem Gipsyswing-Gitarristen Wawau Adler und dem Saxofonisten Pee Wee Ellis geplant, und der Trompeter Nils Wülker tritt im Duo mit seinem Gitarristen Arne Jansen auf. Klaus Doldinger bietet einen Bandworkshop mit seiner legendären Truppe Passport an.

Die Sponsoren-Phalanx - der Gesamtetat liegt im "hohen sechsstelligen Bereich" (Heine) - wird angeführt von der Hamburger Volksbank und Audi. Beider Chefs lieben den Jazz. Audi-Mann Dietmar Elsässer war einst sogar Stammgast bei Albert Mangelsdorff im Frankfurter Jazzkeller. Die Summe blieb geheim, aber diesmal spendiert er viel mehr als die Shuttlefahrten.

Elbjazz , Fr/Sa 27./28. Mai, www.elbjazz.de