Faszinierende Verfilmung des Romans “Alles, was wir geben mussten“. Selten sah man Keira Knightley so gut.

Sie sind befreundet, aber auf eine etwas komplizierte Weise. Kathy (Carey Mulligan) mag Tommy (Andrew Garfield). Aber der wird irgendwann von Ruth (Keira Knightley) verführt, obwohl die doch eigentlich Kathy nahesteht. Alle drei sind Internatsschüler. Diese Einrichtung, Hailsham, sei etwas ganz Besonderes, bekommen sie eingetrichtert, ohne zu wissen, warum.

Langsam, ganz langsam erfährt man in "Alles, was wir geben mussten", was das eigentliche Thema des Films ist. Die optisch so biedere Welt der Schüler ist die des Jahres 1978, aber sie leben in einer Utopie. Das Durchschnittsalter der Menschen beträgt schon mehr als 100 Jahre: Die Wissenschaftler können Menschen klonen. Wie alle Schüler in Hailsham sind Kathy, Tommy und Ruth Organspender, um das Leben der anderen zu verlängern und ihr eigenes zu verlieren.

Der Dystopie-erfahrene Drehbuchautor Alex Garland ("Sunshine") hat den gleichnamigen Roman von Kazuo Ishiguro, dessen "Was vom Tage übrig blieb" auch verfilmt wurde, in eine faszinierende düstere Leinwandversion adaptiert. Regisseur Mark Romanek inszeniert sie konsequent zurückhaltend, aber unterschwellig bedrohlich. Die Protagonisten sind sich weder der Hintergründe noch der Auswirkungen ihres Zustandes bewusst und taumeln hilflos und desorientiert an Fragen vorbei, die sich fast jedes Individuum irgendwann stellt: Warum bin ich hier, und was macht das Menschsein aus? Selten sah man Keira Knightley so gut, Carey Mulligan steht ihr in ihrer Verkörperung der blassen, blutleeren und herzlosen Ahnungslosigkeit kaum nach.

Bewertung: empfehenswert

Alles, was wir geben mussten GB/USA 2010, 105 Min., ab 12 J., R: Mark Romanek, D: Carey Mulligan, Andrew Garfield, Keira Knightley, täglich im Holi, Passage; www.alles-was-wir-geben-mussten.de